Sonntag, 2. Dezember 2012

1. Advent

Kontraste

Am 01.12.12 Bin ich mit dem Gefühl aufgewacht gleich jemanden zu erschlagen Marius hatte die große Weihnachtsstimmung gepackt und musste es mit den extra lauten Boxen um halb sechs Uhr morgens kundtun – Neuguinis stehen früh auf...
Nach einem Frühstück mit selbstgemachter Leberwurst und Mettwurst aus der eigenen Produktion war ich dann für den ersten Dezember gerüstet. Am 30.11 hatten Thomas und ich 25 Kilo Wurst gemacht, viel Mett- und 30 Gläser Leberwurst.

Trotz Marius Musik und der vielen, kitschigen Weihnachtsdekore bei den vielen Läden in der Stadt kommt bei mir nicht so die große Weihnachtsstimmung auf. Irgendwie passt das nicht. Es sind 30 Grad und mehr und ich sehe Palmen und viel Buschland in vollem Grün. Klar, das Weihnachtsstimmung schwer fällt.

Gegen Mittag bekomme ich die SMS: „Sind Eisessen in Goroka. Kommen gleich rum.“ Die Freiwilligen von der Küste kommen für ein Wochenende in die Highlands und wir treffen uns bei einer zünftigen Brotzeit.
Sie wollen am Abend nach Unkarumpa zur der Amerikanischen Missionsstation und das Weihnachtskonzert der Schule sehen. Ich entscheide mich spontan mitzukommen.
Also finde ich mich kurze Zeit später auf der Ladefläche eines Pickups mit fünf weiteren fröhlichen Freiwilligen wieder. Wir düsen so schnell es der Highway mit seinen tückischen Schlaglöchern zulässt hinunter nah Unkarumpa. Auf dem Weg ist viel zu erzählen. Aber immer wieder bricht ein Redeschwall ab, weil ein LKW in Sicht kommt: „Hupen!“ Rufen wir und machen die Hupe, um dem Fahrer zu signalisieren was wir wollen. In neunzig Prozent aller Versuche werden wir mit einer lauten Hupe belohnt und der Fahrer wird bejubelt. Ja, wir habenen unsren Spaß!

Die Landschaft, durch die wir fahren ist atemberaubend. Bewaldete Hänge und kahle Berge wechseln sich mit weiten Ebenen und Kaffeefeldern ab. Je weiter wir uns von Goroka entfernen, desto kahler werden die Berge. Tausende Jahre von Shifting Cultivation hat sie ausgelaugt und das andauernde abbrennen hat ihnen jeden Baum genommen. Übrig geblieben ist Kunaigras, ein buschiges Schneidgras, mit dem die Dächer vieler Häuser gedeckt werden.

Am Highway gibt es dort, wo man gezwungen ist langsamer zu fahren, kleine Bamushütten, bei denen man Navykekse und Gemüse kaufen kann. Überall winken uns die Leute zu. Man wundert und freut sich über die lustige Horde Weißer,die da auf dem Pickup sitzt.

Angekommen in Unkarumpa falle ich aus allen Wolken. Man hat mir zwar erzählt, dass es hier sehr westlich sei, aber auf Little-USA war ich nicht vorbereitet. Wie kann es in so einem wildem Land Kinderwagen und Golfautos geben? Warum gibt es hier Staßenschilder und lamettabehängte Weihnachtsbäume?
Nach meinem ersten Schock gewöhne ich mich daran, dass man hier, wenn man das Tor passiert, in einem Vorort von Washington landet. Unkarumpa ist eine Missionsstation der Amerikaner im Land, die hier zum Bibelübersetzten sind und Sprachstudien der vielen Sprachen in PNG machen.
Wir waschen uns den Staub im Fluss ab, wenigstens das ist normal. Ein Schwimmbad hätte mich überfordert.
Nach dem erfrischendem Bad gibt es deutsches Abendbrot mit echtem Graubrot und Aufschnitt. In PNG fällt es schwer deutsche Brotsorten zu finden. Es gibt meist nur flauschiges Weißbrot. Nach dem Essen geht es gestärkt zum Weihnachtskonzert. Es werden natürlich amerikanische Weihnachtsschlager von der School-Bigband gespielt, ein talentiertes Saxophon-Quatett gibt noch etwas Jazz zum Besten und ein Schulchor schließt mit „We wish you a merry Christmas!“ ab. Verwirrend, bei 33° C, Palmen und ohne Schnee und Weihnachtsärkte!
Aber ich sollte aufhören mich über alles zu wundern. Immerhin bin ich im Land des erwarteten Unerwartetem. Hier kann man nicht wissen, was einem im nächsten Tal, oder Moment, oder hinter der nächsten Ecke passiert.
Wir lassen den Abend in einer gepflegten Spielrunde ausklingen (Munshkin). Und irgendwie ist durch den krassen Weihnachtskontrast der Amerikaner doch Weihnachtsstimmung aufgekommen.
Ich werde bald Kekse backen und Pakete packen und dann ist schon Weihnachten!
Morgen am 1. Advent geht es mit einem PMV (kleiner, überfüllter Tojota/Isutsu-Überlandbus) zurück nach Goroka. Aber wer weiß schon was noch kommt? ;)



MI im Raunraun

 Kino im Raunraun-Theater

Freitag, 30. 11.12, Goroka

Mein Blog liest sich bis jetzt wie eine Urlaubserzählung, um dem Irrglauben entgegen zu wirken, dass ich nur Urlaub mache, gibt es hier etwas von der Arbeit des MI in Goroka.

Am Freitag war im Rahmen des Weltaidstages im Raunraun-Theater in Goroka eine Filmpräsentation zum Thema „Hman Rights“. Gezeigt wurden Filme von Kommunen und Projekten, über Musikunterricht in den Dörfern, Aidshäuser, den Verlust der Traditionen und wie wichtig sie sind.
Das MI wurde dort durch einen Bücherstand vertreten. Wir haben alle Bücher zum Überthema „Human Rights“ mitgebracht und in den Pausen zwischen den Filmen verkauft. Andere NGO´s wie zum Beispiel die australische „Book bilong Pikinini“ (Schulungsprojekt für Kinder), oder die „Lok bilong Pikinini“(Rechte für Kinder) haben sich dort auch präsentiert. Das Filmfest wurde von UNICEF-Human Rights vorbereitet.
Die Botschaft war, dass man seine Rechte kennen soll und danach handeln soll und letztendlich selbst verbreiten soll.
In Papua Neuguinea gibt es noch viele Verstöße gegen die allgemeinen Rechte der Menschen. Viele werden ungefragt verheiratet, geschlagen und zu unrecht eingesperrt. Um dem entgegen zu wirken haben UNICEF und die NGO´s von Goroka ein Wochenende das Raunraun-Thheater gemietet und aufgeklärt und verbreitet. Meiner Beobachtung nach war es ein Erfolg, da viele Neuguinis dort waren und sich bei den NGO´s informiert haben. Für das MI war es auch ein Erfolg, da wir unsere Bücher an den Mann/ Frau gebracht haben und weitere Werbung für das Melanesian Institute gemacht haben.



Mittwoch, 28. November 2012

Buschland

Wanderung zum Wasserfall

Am Samstag den 24.11.12 wollen eine Freiwillige aus England, drei gleichaltrige Neuguinis aus Asaroka und ich zu einem Wasserfall im Djungel wandern und danach im Haus von Bigman Daniel schlafen. Am So lassen wir uns nach der Kirche wieder im Busch abholen und nach Asaroka bzw. Goroka fahren.
Für mich beginnt das Abenteuer am Samstag um 8:30Uhr. Erst geht es zum Supermarkt (Papindu), um Reis, Tee, Kakau, Zucker, Salz und Thunfisch als Mitbringsel einzukaufen, dann nach Asaroka. Dort holen wir unsere neuguinische Verstärkung ab. Ein Junge in meinem Alter und zwei Schwestern. Alle sind total gespannt und freuen sich, dass es am Wochenende mal etwas abwechslungsreicher im Dorf zugeht. Wir bleiben nur kurz in Asaroka, um die Neuguinis einzuladen, dann fahren wir in Richtung Dorf Wande. Die Straßen links und rechts von Highway sind, wie ich schon berichtet habe, nicht so besonders gut, diese Straße verdienst den Name nicht. Es ist eher ein Trampelpfad aus Wurzeln und Schlaglöchern, aber für den Landcriuser kein Problem. Wir stellen das Auto an einer Furt ab und Springen über die Gehsteine ans andere Ufer, dort setzten wir die Rucksäcke auf und gehen immer bergauf nach Wande.
Wande liegt auf einer Bergnase, die ins Gorokatal hineinragt. Die steilen Hänge links und rechts sind dicht mit Kaffeefeldern bedeckt, oder werden für kleine Selbstversorgergärten mühsam beackert. Die Häuser im Dorf sind wie alle im Busch aus Kunaigras und Bambus. Also die Typischen Kunaihütten aus Neuguinea. Das einzige Wellblechhaus ist die kleine Kirche.

Im Dorf werden wir von Bigman Daniel begrüßt. Er freut sich riesig und lädt uns erst mal in sein Haus ein und stellt uns der Verwandtschaft im Dorf vor. Viele neuguinische Gesichter werden uns Besuchern vorgestellt. Man kommt kaum selbst zum reden, dauernd kommen neue Papas uns Mamas, die einem die Hand schütteln wollen. Alles unheimlich freundliche Leute. Papa Daniel möchte den Wasserfall und den Djungel für ein Turismusprojekt nutzen. Er und seine Familie bieten dann geführte Touren zum Wasserfall an und am ende gibt es noch ein BBQ im Dorf. Dafür braucht er Gelder von der Regierung und er möchte den Wald zu einem Naturschutzgebiet ausbauen. Ich habe einen Brief mit einer Beurteilung von einer deutschen Pastorin mit, um dieses Projekt zu unterstützen und den Wald für die Regierung als Naturschutzgebiet zu empfehlen. Daniels Plan ist lobenswert und als Bigman mit Einfluss sieht der Plan auch machbar aus.
Lange verweilen wollen wir aber nicht, wir wollen noch zum Wasserfall. Daniel sagt und, dass er wegen seines schlimmen Knies nicht mitkommt, aber er schickt einen Sohn mit und ein paar Kinder aus Wande schließen sich mit an. Wir gehen durch die Kaffeegärten bergauf. Immer wieder begegnen wir Leuten, die uns fröhlich begrüßen. Typisch neuguinisch werden wieder viele Hände geschüttelt. Wir kommen vorbei an Hütten und Häusern, an einer runde Männer, die Bingo mit Kaffeebohnen spielen, während der frisch geerntete Kaffee in der Sonne trocknet. Man grüßt und geht weiter. Ab und zu kommen Ziegen, oder Schweinefamilin aus dem Gehölz am Weg. 
Diesem Dorf scheint es gutzugehen. Tiere und speziell Schweine sind ein Indikator für Wohlstand in Neuguinea. Die Sonne scheint warm und es weht ein leichter Wind über den Bergkamm und wir gehen immer höher. Bald haben wir die Dorfgrenze überschritten und kommen nur noch vereinzelt an Kaffeesträuchern vorbei. Die Natur um uns herum wird wilder. Hier stehen Bambus und Kiefern und dazwischen Palmen, auf denen man die schmackhaften Karukunüsse findet. Der Fruchtballen sieht aus, wie ein eingerollter Igel. Er wird mit einer Machete aufgeschlagen und dann kann man die Fingerdicken und -langen Nüsse aus dem weichem Fruchtfleisch puhlen.
Man kann sie über dem Feuer grillen, oder gleich essen. Wir nehmen uns ein paar Ballen als Picknick mit.
Der Weg ist nur noch ein Trampelpfad und im Schatten, wo er von der Sonne nicht getrocknet wird, ist er tief vermatscht. Man versinkt bis zum Knie im Matsch. Wir ziehen unsere Sandalen aus und gehen barfuß. Schuhe haben hier einfach keinen Sinn! Wo der Matsch zu tief ist liegen Steine und Äste und wir balancieren durch den Wald, der immer mehr zum Djungel wird. Wenn man so auf den rutschigen Ästen balanciert, fälllt natürlich mal jemand in den Matsch. Das wird mit großem Gejohle begleitet. In Neuguinea ist man grundschadenfroh, wenn jemandem etwas dummes passiert, oder hinfällt wird ihm nicht aufgeholfen, sondern man lacht ihn aus und freut sich, dass es nicht einem selbst passiert ist.
Diese Seite der Neuguinis gefällt mir nicht so gut, warum hilft man nicht?
Unser Trampelpfad endet an einem Fluss. Der ist schon der Fluss, der zum Wasserfall gehört erzählen uns die Jungs aus dem Dorf. Wir springen von Stein zu Stein über den Fluss und stehen im Urwald. Hier kann ich keinen Weg mehr erkennen, aber die Neuguinis wissen wo es langgeht. Eine Weile halten wir uns am Fluss, dann klettern wir an einer steilen Klippe entlang und lassen den Fluss beiseite und schlagen uns in den Wald. Immer bergauf klettern wir über Baumstämme und Wurzeln. Im Urwald muss man aufpassen woran man sich festhält. Einige Äste sehen stabil aus, sind aber nur heruntergefallen und geben keinen Halt, andere haben fiese Dornen, die man zuerst nicht sieht.
Rutschend und schnaufend kommen wir am ersten kleinem Wasserfall an und machen eine kleine Picknickpause, wären die Weißnasen Fotos machen und vor dem Wasserfall posieren. Hier beginnt auch die Frischwasserleitung für Wande. Das Rohr kommt direkt aus dem Kleinem natürlichem Becken, in das das Wasser sprudelt.
Am Wasserfall entlang klettern wir weiter durch den Wald und kommen am Fluss entlang, der hier immer verwunschener wird. Hier kann man sich gut vorstellen, wie Waldgeister ihr Unwesen treiben. Riesenfarne und Schlingpflanzen stehen am „Weg“. Ich sehe nur noch grün ab und zu eine schöne, bunte Blüte, aber unsere Führer klettern weiter voran. Und dann erreichen wir eine riesige Felswand an der der Wasserfall hinabgeht. Die Wand ist ca. 40 Meter hoch. Am Boden hat sich ein kleiner See gebildet und an der Seite Stürzt der Fluss herab. Atemberaubend! Am Seeufer machen wir unsere Mittagspause. Hier lässt sich viel fotografieren: kleine Schmetterlinge an der nassen Felswand, die Gischt des Wasserfalls und das Licht, das sich im Sprühnebel bricht. Ich bekomme Lust auf eine kalte Dusche im Wasserfall. Und möchte gerne hinaufklettern.
Erst heißt, es es sei zu gefährlich, aber nach langem Bitten lässt mich ein Neuguini mit ihm mit nach oben klettern. Die Neuguinis sind immer sehr besorgt, um ihre Gäste. Auch wenn die Klettererfahrung haben und schon ganz andere Sachen gemacht haben. Man ist besorgt. Das kann unheimlich nerven, ist aber eigentlich nur nett gemeint.
Von Oben hat man eine tolle Sicht auf das Tal. Ich bleibe eine Weile oben und schaue mir alles an. Die Jungs erzählen mir, dass ich der erste Weiße hier oben bin. Ich bin schon ein wenig stolz und mein Entdeckerherz schlägt schneller bei dieser Nachricht. Die Jungs nennen mich Mann vom Wasserfall. Und auch Daniel wird mich später so nennen.
Auf den Rückweg gehen wir einen anderen Weg und kommen an einem Stück gerodetem Wald entlang. Einer unserer älteren Jungs erzählt, das er hier ein Haus bauen will. Der junge Mann ist vielleicht 24 und baut ein Haus mitten im Wald. Hier oben sagt er, hat seine Familie Land. Weiter unten ist alles verteilt. So muss er erst mal eine Grade Fläche in den Wald schlagen und die Riesenfarne ausreißen, ob er weiß das sie unter Naturschutz stehen?
Es geht wieder zurück über den Wasserfallfluss und durch den Matsch, dann stehen wir wieder in den Feldern. Von hier oben an der unnatürlichen Baumgrenze hat man einen genialen Ausblick auf die Bergnase mit dem Dorf und dahinter das Gorokatal.
Bei Bigman/Papa Daniel gibt es Zuckerrohr bei unserer Ankunft. Man reißt mit den Zähnen die bambusähnliche, harte Außenhaut ab und kann dann das weichere innere Holz essen. Es schmeckt Süß, natürlich nach Zucker. Und in einem Land, in den Kakao zwar angebaut wird, aber keine Schokolade hergestellt wird, ist es eine gute Alternative, um mal zu „naschen“. Ganz natürlich!
Wie erzählen von unserem Tripp und Papa Daniel erzählt weiter von seinem Tourismusprojekt.
Es wird Abend und die Mamas beginnen zu kochen. In PNG nennt man auf dem Dorf alle älteren, wertgeschätzten Frauen und Männer, Mama und Papa und diese Familie ist mir ans Herz gewachsen.
Es gibt für jeden etwas ein Kilo gekochten Reis, Kartoffelpommes und Karottenpommes mit Frühlingszwiebel- Thunfischsoße. Schmeckt lecker, ist aber für untrainierte Mägen einfach zu viel. Wir Weißnasen schauen uns um, überall werden Teller wieder zurückgegeben, nur wir beiden kauen noch an der einen Hälfte unseres Tellers. Wir haben beide eine volle Portion gegessen, aber der Teller sieht so unberührt aus. Gott sei Dank, kann man Essen zurückgeben ohne schief angesehen zu werden. Jemand anderes wird es sich morgen aufwärmen und essen. Hier kommt an essbarem nichts weg. Sehr sympatisch!
Dass die Neuguinis so viel essen liegt daran, dass sie einmal morgens und einmal abends essen und zwischen durch nichts. Nach dem Essen ist es dunkel. Die Sonne fällt in den Tropen immer noch mit einer ungewohnten Geschwindigkeit hinter die Berge, innerhalb von einer halben Stunde ist es von taghell, stockdunkel geworden.
 Es wird sehr süßer Tee über dem Feuer gekocht. Ich habe Nesquickkakau mitgebracht und der wird gleich mit im Schwarztee verarbeitet. Süß ist in PNG super-süß, meint aber auch lecker, wenn man im Pidgen „sweet“ sagt. Vielleicht eine sprachliche Erklärung, warum alle Neuguinis sich Zucker fast roh und löffelweise und den Mund schütten.
Der Papa erzählt noch eine Geschichte von den ersten Missionaren in den Highlands und wie die Neuguinis damals Bäume gefällt haben, 1930 mit Steinbeil, dann gehen wir schlafen. Es ist grade mal 21 Uhr, aber durch den harten Tag und weil es kein Licht mehr gibt, außer dem Feuer, ist man müde.
Am nächsten Morgen stelle ich mich erst mal an den Rand des Dorfes und schaue mir den grandiosen Sonnenaufgang an. Man steht mit der Sonne auf. Ich genieße die kühle Luft und schaue auf die Wolken im Tal. Das sind Augenblicke, die man bewahren muss.
Zum Frühstück gibt es gebratene Kaukau (Süßkartoffel) und sehr süßen Kakau-Tee. Nach dem Frühstück gehen wir und am Fluss in Tal uns waschen. Der Weg zum Fluss führt steilst bergab durch die Kaffeefarm von Daniels Familie, Aber es lohnt sich. Der Fluss ist der gleiche, wie der des Wasserfalls. Das Wasser ist kristallklar und eiskalt. Er liegt in einer engen Klamm umgeben vom Urwald und den Kaffeefeldern.
 Nach dem Waschen gehen/wandern wir zur Kirche. Die Kirche liegt auf der anderen Seite des Tals, dass ich immer bewundert habe. Der Weg führt erst steil bergab, dann über eine Furt eines anderen Flusses und an der anderen Seite des Tals wieder durch Kaffeefelder steilst bergauf. Es ist heiß und das Wandern mit Rucksack echt anstrengend. Als wir bei der Kirche ankommen müssen wir mal nicht warten, der Gottesdienst beginnt fast sofort. Etwas Besonderes und er dauert auch nicht sooo lange, sondern nur normale 45 Minuten.
Nach den kurzem Gottesdienst schaue ich noch der Sonntagsschule zu, die ein paar Tänze für die große Versammlung am Montag üben. Dann werden wir abgeholt. Papa Daniel schenk uns Weißen je ein Bilum (Pdg.: Umhängetasche), weil er sich so gefreut hat, dass es uns so gefallen hat. Auf dem Rückweg helfen wir einem LKW-Fahrer und ziehen seinen LKW aus dem Dreck. Und dann geht es schnell nach Hause und auf feste Straßen, denn ein Gewitter kommt und da will man nicht auf den steilen Nichtstraßen des Busches Steckenbleiben.
Ein sehr gelungenes, abenteuerreiches Wochenende!

Mittwoch, 7. November 2012

Irgendwo im Nirgendwo ist eine Wahl

Die Districkswahl

Am Donnerstag (13. Oct.) War im Gorokadistrickt die Wahl zum neuen Kirchenpräsidenten des Districkts der ELC PNG (Evangelisch-Lutherische-Kirsche PNG).
Am Mittwochnachmittag entschloss ich mich kurzfristig am Donnerstag mit zur Wahl zu kommen und als unparteiischer Beobachter mir die Sache anzusehen. Von meinen Mentor wurde ich für diesen Tag von der Arbeit im Büro befreit und so konnte es dann um 7:00 Uhr mit dem Land-Cruiser losgehen. Ich fuhr mit dem Papa aus Asaroka zusammen, der mir das Mumu-Machen erklärt hatte und meinen beiden Mentoren Thomas und Cynthia. Auf dem Weg in das 70 km entfernte Dorf Setzten wir noch die befreundeten Schulkinder der Familie Hellfritsch ab und fuhren dann auf direktem Weg zum Mount Kuru, tief in den südlichen Bergen in der Eastern-Highland-Province, in der auch Goroka liegt.
Warum die Wahl auf einem entlegenem Dorf am Berg Kuru stattfand wusste keiner so genau. Wir spaßten, dass so eventuelle Kandidaten durch den langen Weg aufgehalten würden und der Berg sich leichter gegen die Stammesangriffe verteidigen ließe. Das ist natürlich Quatsch, denn warum Sollte man eine eigentlich friedliche Kirchenwahl angreifen und die Kandidaten waren Neuguinis und die kamen überall hin.
Auf der Fahrt erzählte uns Thomas, um uns auf die Wahl einzustimmen, ein Paar wahre Geschichten von Polizeigewalt, Bestechung, unfähigen Managern und andere haarsträubenden Delikten und Menschen, die hier passiert sind.
In Goroka kann man nur zu den Bergen hinauf sehen, aber man kommt selten heraus aus der Stadt. Hier fuhren wir auf schmalen teils kaum vorhandenen Straßen und Feldwegen die Berghänge entlang. Ich konnte mich kaum sattsehen an den ganzen tollen Attraktionen, die die Highlands hier bieten. Es gibt steile Klippen und verwunschene Täler, kleine Hütten auf kahlen Bergen , wie in alten Kungfu-Filmen und Dörfer, die nur über schmale Hängebrücken und tief verschlammte Pisten zu erreichen sind. Hier ist Neuguinea noch wild. Das roch man auch an der Luft. In Goroka wird viel Müll verbrannt und klapprige Autos fahren mit großer Anstrengung den Highway entlang, wobei sie große schwarze Wolken produzierten. Hier riecht es nach nasser Erde, Wald und frischer Gebirgsluft, denn zur Erinnerung die Highlands erstrecken sich von ca. 800m über Null bis zu 4560m (Mt. Willhelm) also Hochgebirge. Es gibt hier aber keinen Schnee. :)
Unser Weg schlängelte sich erst auf dem Highway dann auf immer schmaleren Straßen durch die Berge. Je weiter wir vom Highway wegkamen, desto sauberer, aber auch schlechter wurde die Straße. Wenn auf dem Highway metertiefe Schlaglöcher sind, findet man hier kaum noch eine Straße vor, weil die mal den Abhang hinuntergespült wurde, oder anders kaputt ging und nicht erneuert wurde. Ein echtes Abenteuer hier entlangzufahren, denn auch wenn der Land-Cruiser allrad- betrieben ist und gute Stoßdämpfer hat, wird man ordentlich durchgeschüttelt von den vielen Schlaglöchern und Matschseen.
Bei unserer Ankunft war die Andacht schon voll im Gang und wir nutzten die Zeit, um uns den wichtigen Männern dort vorzustellen. Ich sprach mit vielen Neuguinis und stellte mich als Voluntair aus Goroka vor. Was mich verblüft hat,  viele dorthaben schon etwas von der Nordkirche oder ihren Vorläufern in Deutschlad gehört. Ich hab auch mit zwei Neuguinimännern Gesprochen, die schon in Deutschland waren. Sie erzählten mit leuchtenden Augen davon. Einer war 2009 da, einer 1999. Die Kirchengemeinde legt immer Geld zusammen um einem von ihnen die Rise zum Partner in Deutschland zu ermöglichen. Der muss bei seiner Rückkehr bestimmt viel erzählen.
Zur Mittagszeit gab es das Essen für den ganzen Tag: Reis mir Gemüse, Ban (Pdg.: weiches Milchbrötchen) mit Butter und eine Tasse wässrigen, sehr süßen Kaffee. Hier wird Kaffee entweder sparsamer benutzt, oder die Neuguinis mögen ihn nicht so stark. Ich komme aus einer Familie mit Starkkaffeetrinkern und mag ihn am liebsten in der Cowboykanne über einem Feuer gebrüht bis er die Farbe und Konsistenz von Teer hat. Dieser Kaffee war zu schwach für mich!
Die Vorstellung der Kandidaten nach dem Essen war das nächste Highlight an diesem Tag. Es hatten sich 6 Kandidaten gemeldet und das Wahlkomitee hatte 3 rausgeschmissen, weil sie den neuen Wahlordnungen nicht entsprachen. Zwei der drei rausgeschmissenen Kandidaten waren dort und wollten wieder wählbar sein. Der Erste sagte, er hätte von seinem Rausschmiss nichts gewusst und somit liege ein Formfehler vor. Der Zweite hatte schon seine drei Amtsperioden gemacht und wollte eine nicht erlaubte vierte, was nach der alten Wahlordnung zulässig wäre.
Um dieses Thema gab es eine nicht enden wollende Diskussion. Ob man nicht die Regeln lockern sollte, ob man die Regeln behalten sollte und trotzdem alle sechs zur Wahl ständen und ob das alles nicht Unsinn sei und nur die drei zugelassenen Kandidaten zu wählen wären.
Es wurde teilweise auch richtig laut. Die Highländer stehen ja im Ruf recht jähzornig zu sein, aber bisher hatte ich das nicht mitbekommen. Sturheit kannte ich schon, aber hier ging es mit Worten hoch her.
Es gab auch beschwichtigende Stimmen, die sagten, dass man hier bei einer kirchlichen Handlung in der Kirche sei und deshalb die Regeln klar einzuhalten sind. Jesus heiße das nicht gut. Und außerdem wir sind schließlich in der Christen!
Nachdem man sich auf eine Abstimmung geeinigt hatte, wurde gewählt ob nun alle sechs, oder nur die drei wählbar sind. Es wurde für die drei entschieden. Das ist auch besser so sonst wäre an diesem Tag keine Einigung erzielt worden.
Mittlerweile war es Später Nachmittag und es Konnte endlich gewählt werden. Es gab jedoch keine Wahlkabiene und das Wahlkomitee hatte sich gedacht, dass alle nach und nach zu ihnen an den Tisch kommen sollten, um zu stimmen.
Das wäre überhaupt nicht geheim, da hier jeder jedem über die Schulter schauen kann, sagte Thomas.
Also wurde der Altarraum der Kirche zu einer Wahlkabiene und Thomas hat den unparteiischen Helfer für Wähler, die nicht lesen konnten, gemacht. Soweit fair.
Während des Wahltages sind mir keine Unstimmigkeiten aufgefallen und die Wahl ging recht sauber über die Bühne. Goroka-Town, mein Wahlbezirk hat im voraus extra entschieden dass sie durch Gott entscheiden und es ohne Bestechung tun, so wie sie es im Gebet erfahren haben. Andere Wahlkreise jedoch, so wurde mir nach der Wahl erzählt haben sich schon das eine, oder andere Auto spendieren lassen und kleine Bestechungen im Supermarkt an der Kasse angenommen.
Am Ende wurde der alte Präsident mit sehr knapper Mehrheit wieder gewählt, von dem jeder weiß, dass er Gelder in Höhe von 100.000enden von Kina veruntreut hat.
DiPNG (Das ist PNG!)!
Am Abend war hatte ich mir von ganzen Pidgenreden den Mund fusselig gesprochen und war hundemüde und froh, dass ich nicht in der Nacht zu Fuß wie manche andere nach Hause gehen musste, sondern bequem mit dem Land Cruiser fahren konnte. Ein anstrengender, aber hoch interessanter Tag.

Montag, 22. Oktober 2012





Kurzwanderung durch Welten

Fritagmittag in der Teepause spricht mich Morice mit seinem unvergleichbarem Aussi-Akzent an und fragt, ob ich Lust hätte mit ihm den Westteil von Goroka zu besichtigen. Es ginge ein wenig den Highway entlang.
Klar, ich bin dabei, könnte spannend werden!
Samstag gegen 13 Uhr sind wir losgestiefelt. Morice voran ich hinterher. Am Gorokamarkt vorbei und auf den Highway.
Der Highway ist die Verbindung von Hagen in den Westernhighlands nach Goroka (Easternhighlands), nach Lae und schließlich nach Madang. Für den Weg von Goroka nach Madang fährt man gute 7 Stunden. Man darf sich den Highway in PNG nicht so vorstellen wie einen Highway in den USA, oder eine Straße in Europa. Das wäre ein Fehler. Der Highway ist die Größte Strecke mal geteert gewesen, aber Witterung und Erdbeben haben ihn in einen Zustand von einer mal staubigen mal metertiefen vermatschten Piste verwandelt (erfordert Tojota Landcruiser). Teer ist eine Seltenheit. Dazu ist er überseht mit metertiefen Schlaglöchern (Pothouls), die teils witterungsbedingt sind, teils aber auch durch Einheimische aufgebuddelt wurden, um von steckenbleibenden Fahrzeughaltern Geld zu erpressen. Trotz allem ist er die Lebensader der Highlands.
Den Highway entlang zu gehen ist nicht ungefährlich. Außerhalb Gorokas rasen die LKW-Fahrer den Highway entlang, weil sie so über die zahlreichen Schlaglöcher hinwegfliegen. PMV´s (Private Motor Vehikel) müssen meisten drum herumfahren und blockieren häufig die Straße. Gefährliche Unfälle sind da vorprogrammiert.
Wir kommen an einer halb eingebrochenen Brücke entlang, die mit zwei Sandhaufen, je einen auf jeder Seite, zur einspurigen Brücke gemacht wurde. Für PNG-Verhältnisse eine gute Absperrung. Es kommt auch vor das solche Abgründe nicht abgesichert werden. Links und rechts der Brücke geht es 6-8m tief in einen kleinen Fluss. Aus dem klaffendem Loch ragt die Wasserleitung, die Westgoroka mit Gebirgswasser versorgt, festgebunden an die freischwebende Fahrbahnbegrenzung.
Weiter den Highway entlang kommen wir an Kaffeefeldern und vielen kleinen Buaiständen vorbei und am Krematorium von Goroka. Das Geschäft boomt. Wegen der streitlustigen Highländer und der vielen Unfälle auf dem Highway. Es gibt natürlich auch normale Alterstode......

Ich bewundere die wunderschöne Landschaft und schaue in die kleinen Gärten und Siedlungen. Überall sitzen Leute und reden kariert oder arbeiten vor sich hin. Kinder Spielen und rennen auf der anderen Seite des Zauns neben uns her. Als wir in sicherer Entfernung sind rufen sie „Apinun!“, lachen und laufen schnell weg. Weiße gehen hier selten zu Fuß (entlang). Ein schöner Moment, aber es geht weiter. Morice ist im australischem Buschland aufgewachsen und ist sein Leben lang im Busch umhergezogen, auf Pferden und zu Fuß. Ein richtiger Trapper! Und er hat einen schnellen, gleichmäßigen Schritt drauf, sodass ich nur wenig Fotos machen kann, weil er unbeirrt weitergeht. Das Land hier kennt er gut.
Wir machen in einem katholischem Tagungshaus Rast und treffen einen Priester von Buka-Island. Die Leute von Buka sind ganz schwarz, aber manchmal gibt es welche mit strohblonden kreuseligen Haaren. Ungefärbt. Eine Laune der Natur. Unser Gesprächspartner ist schwarzhaarig und erzählt uns von seiner Gemeinde, inder sie eine alte Fliegerbombe als Glocke haben, und Morice erzählt wie er und ein paar Freunde mal ein Flugfeld mit alten Blindgängern aus dem 2. WK freigesprengt haben. Bombe hinlegen, Gras drumherum anzünden und schnell wegrennen. Das Problem an der Sache ist, wenn sie nicht hochgeht und einer zum nachschauen hingehen muss....
Die Pause ist schnell vorbei.Morice hat bloß ein Packet für seine katholischen Brüder abgegeben und wir gehen den Highway ein Stück zurück.
Auf halber Strecke führt ein steiler Weg hinauf zur Goroka Univertiti. Vom Bergkamm, auf der die Universität steht hat man einen tollen Ausblick auf die eine Hälfte des Gorokatals. Hier war mal der erste Flughafen/Landepiste von Goroka erzählt mir Morice. Er ist nicht der Jüngste, aber auf dem steilem Weg nicht aus der Puste geraten. Ich war stark aus der Puste und musste sehen wie ich hinterher kam. Deswegen und weil Morice ein Universalgelehrter ist, ist das Gespräch während unser Wanderung sein Part.
Hinter der Universität schlagen wir uns in die Büsche. Wir gehen durch ein paar Siedlungen und wollen uns den Weg zu einem kleinem Wasserfall durchfragen.
Wenn man über Goroka hinwegfliegt sieht man viel Buschland und Steile Berge und darin eingebettet liegt der Flughafen und die Stadt drumherum. Man glaubt eigentlich nicht das drumherum an den steilen Bergen so viele Siedlungen sind. Die Leute, die hier wohnen, können sich das Grndstück in der Stadt nicht leisten oder besitzen hier schon lange Land, das sie bewirtschaften. Hier Wachsen Bananen, Kaffe, Erdnüssen, Kaukau (Süßkartoffeln), Blumen und vieles mehr. Die Highlands sind wegen ihrer vulkanischen Vergangenheit sehr fruchtbar und man braucht nur etwas in die Erde zu stecken und zwei Wochen danach kann man schon ernten. Das Pflanzenwachstum ist hier durch tropischen Regen und Sonne sehr beschleunigt.
Morice fragt bei ein paar biertrinkenden Jugendlichen nach dem Weg.  Die Antwort: „Geht die Straße entlang und dann bei den zwei Bäumen musst du den Trampelpfad nach unten.“ Klarer Fall, bloß welcher Baum? Morice war hier schon mal und versucht sich zu erinnern. Irgendwann nehmen wir einfach einen Weg. Nach unten. Ein Steiler Abstig vom Bergkamm führt uns in eine kleine Kaffeplantage. Hier sehen wir die traditionellen Highlandhäuser aus Flechtwerkmatten mit Grasdächern. Es gibt runde Hütten und quadratische, welche mit einem Mittelpfosten und welche mit zweien. Ich kann mein Glück kaum fassen, so mir nichts dir nichts in eine so schöne Siedlung zu platzen. Leider konnte ich dort nicht wild herumfotografieren. Das kam mir einfach geschmacklos vor und voll Touri....

Die Leute Hier können es auch kaum fassen und alle schauen uns nach. Uns begegnen Kinder, die winken und lachen und sich einen Jux daraus machen. Und wir begegnen Jugendlichen, die eindeutig mürrisch sind, weil da zwei Fremde ihre Straße entlang gehen. Männer sehen wir wenige und Frauen fast gar keine, weil die Männer arbeiten und die Frauen im Haus sind, oder sich verstecken :).
Mittlerweile haben wir uns ein wenig verirrt. Wie sehen und hören keinen Fluss. Aber der muss hier doch irgendwo sein? Wir fragen uns weiter durch und begegnen vielen Gesichtern. Fast alle freuen sich, wenn man sie grüßt und es wird fröhlich zurück gegrüßt. Kinder kommen angerannt und schütteln einem die Hand. Händeschütteln und Grüßen ist hier sehr wichtig und wird viel freundlicher und häufiger als in Deutschland zelebriert, wie ich schon berichtet habe.
Irgendwann kommen wir an einen kleinen Fluss. Dem folgen wir bergabewerts folgen und stoßen auf einen großen, reißenden Strom. In der Regenzeit würde man wahrscheinlich nicht herüberkommen aber jetzt geht es grade noch.

Überall baden Kinder und Frauen waschen Kleidung. Man amüsiert sich über die Versuche der beiden weißen Langnasen trockenen Fußes über den Fluss zu gelangen. Irgendwann habe ich es satt und steige in das herrlich erfrischende Wasser, mit Wanderstiefeln.... Am anderen Ufer quatscht es bei jedem schritt und Wasserfußabdrücke hinterlassend klettern wir die steile Böschung hinauf. Am Fluss war eine Stimmung wie auf einem Volksfest. Lachen, Spielen, Schwatzen. Hier auf dem Hang war es still. Man hört die Grillen zirpen und entfernt ein paar Zikaden, das Gras wird sanft von einem warmen Wind gestrifffen.
Ich schaue mich um, während Morice wie eine Uhrwerk seinen Schritt beibehält und einen schmalen Pfad entlangschreitet. Wir passieren ein Kaukaufeld von der Größe eines Fußballfeldes. Hier schweift der Blick über die ordentlichen Erdhaufen, indenen die Süßen Kartoffeln wachsen.
Am Ende des Feldes Steht ein strohgedecktes Farmerhaus, aus dessen Dachöffnung sich Rauch kringelt. Friedlich.

Wie schon auf der ganzen Wanderung verweilen wir nicht. Eine Banane im Laufen reicht als Stärkung. Es ist Nachmittag geworden. Die Temperatur steht bei geschätzten 33°C, Die Sonne scheint und die Luft flimmert ein wenig auf dem staubigem Weg. Wir gehen weiter bergab und folgen unserem Trampelpfad, der jetzt ein Weg und weiter vorne schon eine Sandpiste wird. Bald hat uns die Zivilisation wieder. An einem Bewachtem Compound vorbei; Ich sehe meine erste Kuh in PNG. Sie sieht fast wie eine indische Kuh aus. Ob die auch heilig ist?
Weiter die Straße entlang. Dort wo die Straße steiler den Berg hinabführt sehe ich Asphalt und weitere Häuser.
Plötzlich stehen wir vor dem „Pazifik Garden Compound“ des Ministers und wenig später kommen wir die Straße zum „Raunraun-Theater“ und dem Gorokamarkt entland. Wie sind wieder da, wo wir heute gestartet sind. Es ist 15:30 Uhr. Was für ein Nachmittag!





Dienstag, 9. Oktober 2012

Perle der Südsee

International Retreat

Vom 5. bis 8. Oktober 2012 ist das internationale Familien Retreat der Entwichklungshelfer der Kirchen in PNG.
Dieses Jahr war es in Alexishafen in der Nähe von Madang an der Nordküste von PNG. Wir, das heißt die „Highlander“ aus Goroka und Bans, trafen uns am 5. Oktober am Flughafen in Goroka. Am MAF (Mission Airviation Fellowship, www.maf-deutschland.de) – Terminal/Blechhütte wogen wir uns und unser weniges Gepäck, denn wir flogen in einem recht kleinem Flugzeug, genauer einer De Havilland DHC 6 300 Twinotter (wikipedia.org/wiki/De_Havilland_Canada_DHC-6), eines der legendären Buschflugzeuge der kanadischen Bergwacht. Die christliche Fluglinie betreibt davon mindestens zwei in PNG und ein paar kleinmotorige Chesna.

Die Beiden Piloten waren mir sofort sympathisch. Ein ewig lachender und lächelnder Australier und ein junger, süddeutscher Pilot sollten uns fliegen. Doch erst mal gab es Probleme mit der Starterlaubnis, denn das Wetter am Morgen in Goroka war regnerisch und tief bewölkt. Wir riefen unsere Zwischenlandeplätze in Wasu und in Kainantu an. Doch die Antworten waren ernüchternd. Im Dorf Wasu regnete es so stark das man die Hand nicht vor Augen sah und in Kainantu hingen die Wolken auf nur ein paar hundert Meter und es regnete in Strömen.
Trotzdem beschlossen wir zu starten. Denn es sollte sich noch aufklaren. In den Highlands Richtung Küste war es noch einigermaßen ruhig, einige Turbulenzen, aber das ist halt so in den Highlands. Je weiter wir jedoch zur Küste vordrangen, desto regnerischer wurde es. Ein richtiges Unwetter! Und das arme Flugzeug samt Fracht wurde kräftig durchgeschüttelt und von der malerischen Landschaft der Bismarksee sahen wir auch nichts.
Schließlich beschlossen die Piloten „So ging es nicht weiter,“ und in Lae zwischenzulanden und abzuwarten. Für alle, die noch nicht in Lae waren: Lae-International-Airport-Nadzab ist eine Halle mit ein paar Schaltern und einem „Terminalrestaurant“; nichts besonderes.
 Nach eineinhalb Stunden ging es dann immer noch im Regen, aber mit schon viel hellerem Himmel weiter. Nun begann der abenteuerlichste Abschnitt des Fluges. Wir Steuerten auf Wasu zu, einem kleinem Dorf an der Küste, doch wegen der niedrigen Wolkendecke und dem Dauerregen konnten die Piloten nichts sehen. Wir flogen einige Schleifen über der Küste und hielten Ausschau. Dann plötzlich sahen die Piloten einen Bekannten Küstenabschnitt unter uns und gingen Steil tiefer schraubten sich bis eben über den Palmenwipfeln und plumpsten punktgenau auf den „Airstrip“ Wasu dem Fußballplatz der Schule. Doch damit nicht genug, dieser Platz war ja schon eine feuchte Wiese, aber mit den ganzen Regen eine knietiefe Pfütze. Trotzdem schafften es die Piloten schlittert vor den Hütten zu halten.
Wir beklatschten sie wild in unserer Erleichterung sicher gelandet zu sein. Und ich bin echt beeindruckt was für eine Musterlandung die Piloten bei schwierigsten Bedingungen auf dieser Piste hingelegt haben. Respekt!
Wir luden schnell den Arzt und seine nepalesische Frau samt Sohn ein und flogen zum nächsten Dorf, bei dem wir, bei schon ein wenig besseren Bedienungen, das Manöver wiederholten.
Auf unserem letztem Flugabschnitt nach Madang war das Wetter wieder OK, als wenn nichts gewesen wäre.
Dort wurden wir Begrüßt und es ging noch 20 min durch Palmenwald nach Alexishafen. Wunderschön gelegen auf einer Halbinsel ist das Tagungszentrum eine Perle des Pazifik mit, recht komfortablen Zimmern und ausgezeichnetem, abwechslungsreichem Essen. Dort begegnete ich zum ersten mal anderen Volontaire und kam schnell mit ihnen ins Gespräch.
Unsere Aufgabe war die Kinderbetreuung während sich die Erwachsenen Vorträge über Resilienz und Resistenz anschauten und Gruppendiskussionen machten. Zum Essen trafen sich alle und berichteten, was sie erlebt hatten. Am Abend saß man noch zusammen und trank die eine oder andere Cola oder Kokosnuss.
Am Sonntag fuhren alle Kinder, da zwei genau auf dem Wochenende Geburtstag hatten, an den Strand der Malalu-Plantation und wir Voluntaire hängten uns dran. Ein unvergesslicher Nachmittag an einem schwarzem Kiesstrand mit toller Brandung, Kokospalmen, großartigem Blick auf Karkar-Island und dem pazifischen Ozean.
Ich Deutschland hatte ich immer gesagt, dass ich erst angekommen in PNG gleich die nächste Palme erklimme und eine Nuss ernte, doof nur, dass es in Goroka keine Kokospalmen gab. Also musste es an der Küste nachgeholt werden. Kokosnüsse ernten ist ganz schöne Arbeit. Man muss erst auf die Palme rauf, um frische Kulau-Nüsse (Pdg: Grüne Kokusnuss im Gegensatz zur „Drai-Kokosnuss, wie sie in Dt. ankommt) zu bekommen, und dann muss die dicke Faserschicht ab und wenn man das alles geschafft hat, hält man eine knochenkarte Nuss in Händen.


Mein erster Versuch die Nuss zu „Knacken“ bestand darin mit meinem Taschenmesser ein Loch zu bohren, auszutrinken und sie auf einen angeschwemmten Baumstamm zu legen,um sie mit einem Knüppel zu bearbeiten. Die Nuss platzte in alle Richtungen auf und ich hatte Kokossplitter, aber das geht doch besser und eine Nuss für 6 Personen ist zu wenig!
 Also schnell die nächste Nuss mit einem spitzem Baumstamm geschält und nun (mit dem Rat der Voluntaire von der Küste und einem Stein) präzise auf die „Narben“ der Nuss geschlagen. Violá, perfekt gespalten! So konnte man sich die Kokusnüsse schmecken lassen.
Am Abend gab es die Abschlssgala, für die mehrer Leute Spiele, Musikbeiträge und Theater vorbereitet hatten. Sehr lustig, sehr gesellig! Ich selbst beteiligte mich mit einer Poifeuershow zum Abschluss.
Am nächsten Morgen ging es wieder früh zum Flugplatz, diesmal bei strahlendem Sonnenschein, und zurück über die Dörfer und die grandiose Landschaft von der Küste bis ins Hochland.
Ein gelungenes Wochenende!

Sonntag, 23. September 2012

Wanpela de long ples, oder wie man ein „Mumu“ zubereitet

(Pdg.: Ein Tag aufm´ Dorf)

Gestern bekam ich die wunderbare Möglichkeit mit einer furchtbar netten Pastorenfamilie zu einem kleinem Dorf nahe Goroka zu fahren. Es heißt „Asaroka“ und liegt weiter nördlich auf einer Anhöhe mitten im „Gorokatal“, geschützt von hohen Bergen.
Die Hinfahrt war schon ein Erlebnis. Solange ich in Goroka war habe ich immer sehnsüchtig zu den umliegenden Bergen aufgesehen. Nun fuhr ich mitten hindurch, vorbei an kleinen Kaffeefeldern und privaten Rösterei und die Aussicht vom „Highway“ war atemberaubend. So viele schöne Bilder sausten da an einem vorbei, dass ich vergaß zu Fotografieren.
Vom Highway ging es auf eine schmale Sandpiste, wie geschaffen für den Tojota Land Cruiser. In Deutschland habe ich Leute belächelt, die sich große Jeeps und Ofrouder für die Stadt kauften, hier waren sie das einzig zuverlässige Vehikel.
Angekommen im Dorf, das der Probstsitz der Region war, wurden wir wie bis jetzt überall in PNG herzlich empfangen. Dann Schaute ich mir das Dorf an. Zu sehen waren ca. 20 Häuser und eine Kirche mit angeschlossener Schule. Die Häuser bestanden wie für die Highlands aus geflochtenen Wänden und Strohdach, daneben gab es auch Holzhäuser und die kleine Missionsstation, in dessen Garage sich ein echtes Juwel der Missionsarbeit vor Ort verbarg.
Ein uralter gut reparierter Traktor, den katholische Missionare schon aufgegeben haben und der dann nach langem Stehen vom neuem Pastor repariert wurde. Nun rackerte er wie neu die „Bugglpistenakker“ und mähte, pflügte, eggte und was es noch alles braucht um Buschland urbar zu machen. Ich durfte auch mal eine bahn mähen, was bei den meterhohen Ameisenhaufen, die sich im Schneidgras verbargen, keine leichte Aufgabe war, dafür ein echtes Erlebnis. Highlight Nummer eins: mit einem totgesagtem Traktor durch undurchdringliches Buschland zu walzen und es der Urbarmachung näher zu bringen.





Nach der kleinen Fahrstunde mit dem Landmaschienen-Ofrouder. Wurden wir zum „Mumu-“ einräumen gerufen. Mumu ist Tok-Pidgen und Bedeutet, dass man Süßkartoffeln, Wurzeln, Fleisch und Blattgemüse in einem Erdofen gegart, alles natürlich ganz natürlich ohne zu würzen. Das tut man in PNG nicht.
Zuerst macht man ein Feuer und erhitzt Steine aus einem Fluss, die eignen sich besser als Feldsteine habe ich mir sagen lassen. Dann gräbt man ein Loch und füllt den Boden mit ein Paar Steinen aus und bedeckt sie mit Palmblättern. Danach kann man den Erdofen mit dem Grillgut einräumen. Die Schichten werden durch weitere Palmblätter getrennt und mit ein paar weiteren Steinen ergänzt, besonders die Schichten mit dem Fleisch. Es wird fast zuletzt eingeräumt, nur noch von etwas Kumu-Blattgemüse abgedeckt. Dann wird alles mit Palmenwedeln und ganz oben einem Reissack oder einer Folie abgedeckt und mit Erde befestigt. Oben wird die Erde an die Ränder geschaufelt und ein Handtellergroßes Loch in die Abdeckschicht geschnitten. Dort füllt man bei einem „nassem“ Mumu Wasser ein, was von den Steinen verdampft wird und so eine Art Dampfgarer entstehen lässt. Bei einem „Mumu drai“ lässt man das Loch und das Wasser weg. Fertig. Das Ganze sollte mindestens eine Stunde Backen.
Ich hatte an dem Tag nur gefrühstückt und mittlerweile war es später Nachmittag geworden. Es roch verführerisch nach Mumu und man freute sich auf das Festessen das u ehren vom neu angekommenen Sohn und mir veranstaltet wurde. Eine große Ehre. Die nur noch davon getoppt wurde, dass wir Neuankömmlinge als erstes die größte Portion bekamen und in der Familie willkommen geheißen wurden. Gegessen wurde mit der Hand, oder mit dem Taschenmesser. Glücklicherweise hatte man an Salz für die Neuen gedacht. Fast verhungert wie wir waren hauten wir für deutsche Verhältnisse ordentlich rein, aber das ist noch überhaupt gar nichts im Vergleich zu unseren Gastgebern. Der Papa der Familie ging mir knapp bis zu den Schultern und war recht schlank, trotzdem schaufelte er fast doppelt so viel in sich hinein. Und der Premierminister soll mal eine ganze Wäschewanne voll Mumu vertilgt haben. Auf meine Frage wie er das gemacht habe, sagte mir der Papa, es sei alles eine frage der Technik. Man(n) sollte aufrecht im Schneidersitz essen und sich ruhig Zeit lassen.
Ich probierte es. Schaffte tatsächlich noch eine Hühnerbrust, aber unsere Wanne war immer noch halbvoll. Den Rest verschenkten wir an die Familienmitglieder, die noch nicht so viel hatten. Das ist so Sitte, wer genug hat gibt seiner (neuen) Familie ab. Und zur Feier des Tages gab es dann noch selbst mitgebrachten Orangensirup. Ein echt neuguinisches Festessen!
Ich bewundere die freundliche Gastfreundschaft und herzliche Lebensart der Neuguinis, so etwas habe ich außer in meiner eigenen Familie noch nie erlebt und da bin ich ja kein Fremder!
Das erlebt man nicht als Kreuzfahrer oder Hoteltourist, egal wie teuer die Fahrt ist. Für so etwas muss man in den Busch fahren und sich mit den Leuten unterhalten. Man braucht Connections.
Ich bin überglücklich und dankbar, dass meine Pastorenfamilie mir einen solchen Einstig in die Dorfkultur der Neuguinis ermöglicht hat.
Um den Tag perfekt zu machen, ging die Sonne am Abend filmreif über den Bergen, die das Tal begrenzen, unter und bescherte einen perfekten Abgang in rot, rosa und Orange. Nach einem solchem Tag fällt es schwer wieder in den Land Cruiser zu steigen und nach Hause in die Stadt zu fahren. Zum Abschied luden mich die Neuguinis gleich wieder ein. Ich soll gerne wieder vorbeikommen. Das werde ich!

Montag, 17. September 2012

Die Großartige Gorokashow

Fast den ganzen Samstag über war ich bei der Gorokashow, dem größtem indigenem Spektakel der Welt.
Wir, das heist zwei Deutsche Touristen, zwei PNG-Guides und ich, gingen um 8Uhr morgens los, um nichts zu verpassen. Auf dem Hinweg schwermten die beiden Touris vom Spektakel gestern, bei dem sie auch waren und dass es heute noch besser sein müsste. Ich folgte ihnen erst mal und unterhielt mich mit den Guids, von denen ich erfuhr, dass es unter anderem das größte indigene Spektakel der Welt ist.
Angekommen am Festgelände stellten wir fest, dass wir viel zu früh waren und die Kassen noch nicht auf hatten, aber Hilfe nahte.
Sie kam in Form eines schwerbewaffnetem Paramilitär der zum "Mobile Squad" gehörte, einer Spezialeinheit der Polizei. Er sagte uns dass wie einfach durch das hintere Tor gehen sollten und uns drinnen mit Karten versorgen sollten. Und das es nur für Weiße gelte und nicht für unsere Guides. Für mich klingt das schlicht rasistisch. Aber trotzdem kauften meine Begleiter und ich unsere Karten und gaben den Neuguinis die Karten aus, immerhin ist es eine kulturelle, neuguinische Show mit neuguinischen Tänzern für Neuguinis und die weißen sind nur ein gutes Geschäft am Rande.

Wir warteten noch einige Zeit auf die ersten Gruppen, aber so gegen 10 Uhr ging es dann los. Beinahe pausenlos trafen neue Gruppen ein und wir, die wir uns am Tänzereingang postiert hatten, haben super Fotos der Gruppen und der einzenden Tänzer gemacht. Die Gruppen tanzetn und trommelten direkt an uns vorbei!
Später sind wir auch auf Gelände gegangen und haben dem buntem Treiben zugesehn und noch ein paar Filme der Tanzkreise gemacht.


Mit Federn, Fell, Bast und Blättern geschmückte Tänzer aus dem ganzem Land zeigten ihr können und auch ein Weißer war dabei, der bei einer "Mudman-Gruppe" mitmachte. "Mudman" sind so etwas wie die deutschen Pärchten und Raupärchten. Gruselgeister, die in den Legenden und Sagen der Neuguinis herumspuken.
Dieser Tag hatte sich sehr gelohnt und ich kann nur jedem raten sich mit Sonnencreme, Hut, Wasser und Kamera an den Tänzereingang zu stellen, denn später auf dem Gelände trifft man nicht mehr alle Gruppen in Action an.

Donnerstag, 13. September 2012

Erste Bilder

 Die kleine Maschiene mit der ich von Brisbane nach port Moresby flog.
 Das Great Barrier Reef von oben
Meine Aussicht bei schlechtem Wetter

Dienstag, 11. September 2012

Hallo,
vor ein paar Tagen bin ich in Papua Neuguinea angekommen. Das Abenteuer began mit dem Flug her es hat wie aus Kübeln gegossen und das kleine Propellaflugzeug mit dem ich von Morsby herflog wurde ordentlich durchgeschüttelt.
Gelandet in Goroka wurde ich herzlich von meinen Vorgesetzten und zukünftigen Mitbewohnern empfngen.
Ich wohne direkt auf dem Campus des MI in einem kleinem Haus. Alles war anders als ich es mit vorgestellt habe, aber auch irgendwie so wie es sein sollte.

Gleich am nesten Morgen ging das abenteuer weiter:
Nach der langen Reise über 3 Kontinente, durch 10 Zeitzohnen unnd ca 30 Stunden Flug war ich völlig fertig und schlief bis zum Morgengrauen. Plötzlich erwachte ich von einem höllischen Krach. Es hörte sich wie zig Feuermelder an die abwechselnd an- und ausgingen und sich gegenseitig verstärkten. Das ganze war so laut, dass es bequem jede herkömmlige Kreissäge in den Schatten geställt hätte.
Ich fiel fast aus dem Bett und versuchte die Uhrsache des Lärms zu orten. Hatte es Feuer in meiner ersten Nacht gegeben?
Kein anderer schien erwacht zu sein und so legte ich mich wieder hin. "Andere Länder, andere Sitten", dachte ich mir. "Vielleicht der Weckdienst."
Beim Frühstück, bestehend aus Reispfanne vom Vortag, fragte ich was das gewesen sein könnte, aber meine Mitbewohner hatten nichts gehört und gut geschlafen. Seltsam, wie konnten die bei dem Krach schlafen?
Also fragte ich meine deutschen Kolegen. Die wussten relativ bald was es gewesen ist. Zikaden. Und die Neuguinis haben sich schon daran gewöhnt, darum hören sie es nicht mehr. Ich bin da skeptisch, wie kann man sich daran gewöhnen und seelenruhig weiterschlafen?

Die Zikaden hier sind der ideale Wecker für tiefschläfer, jedenfalls wenn man nicht daran gewöhnt ist. :) Sie machen immer ca. um sechs Uhr morgens und gegen Mittag und manchmal auch abens Krach, sodass man immer weiß, wie spät es ungefer sein muss. Deshalb hat die lokale Bevölerng auf dem "Ples" (Tok Pidgen: Dorf, Ort) unter anderem für den Namen der Intsekten das gleiche Wort wie für Essenszeit und Glocke.

Dass nennt man mal naturnahes Leben. Hier sorgt die Natur nicht nur für Wasser und Nahrung, sondern auch für die Weck- und Essenszeit.

Soweit meinen ersten Eindrücke aus PNG.