Im Lande der Assaro Mudman
Die Assaro Mudman sind berühmt für
ihre Singsing-Kostüme. Sie tragen eine Art Helm aus Ton mit einer
gruseligen Geistermaske und beschmieren sich am ganzem Körper mit
Asche und weißem Lehm, sodass sie aussehen wie Gespenster. Diese
Kostüme haben sie im Krieg gegen ihre Feinde entwickelt, aber nun
werden sie nur noch zu traditionellen Tänzen getragen.
Am Wochenende war ich mit Pastorin
Verena und der anderen Freiwilligen aus Goroka, Tanja, im Land der
Geisterkrieger. Verena musste los einem Pastor bei einem Gottesdienst
mit Taufe, Konfirmation, Konfirmationsjubiläum, Hochzeit und
Kirchenwiedereingliederung helfen. Das stramme Programm ist nicht
selten, da die abgelegenen Dörfer nicht so häufig von ihren
Missionarrys besucht werden und sich die guten Happen für den Tag
aufsparen.
Am Sonntag den 21.04.13 sind wir mit
dem legendärem Landcruiser den Highland-Highway mit seiner bereits
erwähnten Straßenqualität in Richtung Norden höher in die Berge
gefahren. Nach einer halben Stunde „guter Straße“ sind wir auf
eine Bushroad abgebogen und haben Pastor John einen Neuguinipastor
eingesammelt. Mit ihm ging es die Schotterpiste etwas 2 Stunden
Weiter in die Berge. Immer höher, immer höher lozte John uns durch
die Schlaglöcher, bis kaum noch ein Weg zu erkennen war.
Oben am Dorf wurden wir bereits von der
ganzen lutherischen Dorfgemeinschaft erwartet. Die Mamas (Pdg.:
ältere Frauen, ehrenwerte Frauen) des Dorfes haben grade das große
„Mumu“ (Pdg.: ím Erdofen gegartes Gemüse und Fleisch) in die
Familienköbe verteilt. Wir wurden stürmisch begrüßt um von vielen
Fremden umarmt. Eine witzige, oder nicht witzige Art der Neuguinis
ist, dass wenn einen eine alte Mama umarmt, sie meisten einem voll an
den Hintern fasst, um zu fühlen wie man so bebaut ist und bei
Mädchen, oder Frauen wird gleich der Bauch befühlt, ob schwanger,
oder nicht. In den frühen Jahren der Highlandmission wurde den
Männern auch ans Gemächt gefasst, weil man durch die Hosen ja nicht
wusste wen man hier vor sich hatte. Wilde Sitten!
Die Männer bauen einen Mumu-Hügel |
Unsere Begrüßung war herzlich und
alle haben sich sehr gefreut, dass wir Freiwilligen mitgekommen sind.
Das Dorf liegt eingekuschelt zwischen hohen Bergen auf einer
Landnase, die in ein bewaldetes Tal hereinragt. An den Berghängen
sind große Gemüsefelder mit Kohl, Karotten, Kaukau (Pdg.:
Süßkartoffeln) und viel Neuguinigemüse.
Meine kleine Digitalkamera war der Hit,
alle wichtigen und unwichtigen Männer und Familien haben sich
fotografieren lasen, während wir die Vorbereitungen des
Endlosgottesdienstes abgewartet haben.
Die Dorfjugend bettelt drum fotografiert zu werden |
Dann konnte es losgehen. Mit Gitarren und einer „Kundu“ (Pdg.: neuguinische, traditionelle Trommel) begleitet wurden erst mal ein paar Lieder gesungen, um die Gemeinde auf Kirche einzustimmen. Das finde ich eigentlich eine Schöne Sitte! Man kommt in die Kirche und es wird gesungen und man kann sich in ruhe hinsetzten und mitsingen und den Alltag ausblenden.
Dann wurden die neuen Pastoren und
Freiwilligen kurz vorgestellt und die Zeremonie zur
Wiedereingliederung von fünf Gemeindemitgliedern startete, gefolgt
von zwei Hochzeiten.
Gottesdienst bei Nieselregen |
Hier war es wohl alles in Ordnung und
es wurde fröhlich gehochzeitet, dann noch schnell elf Kinder Taufen
und die Konfirmation von drei Jugendlichen und das
Konfirmationsjubiläum von zwei alten Mamas feiern.
Dann war der Gottesdienst fast zu ende,
aber die Freiwilligen mussten sich noch vorstellen. Wer man ist,
woher man kommt, wie groß die Familie ist (Das ist wichtig, damit
Neuguinis den Wert einer Person abschätzen können.), wie lange man
in Neuguinea ist und wann man nach Hause fliegt und am besten ist man
noch über froh in diesem schönem und fröhlichem Dorf zu sein.
Dann wurden wir drei Weiße kaum noch
losgelassen. Erst waren wir nur weiße, die zu Besuch kamen und dazu
Pidgen sprechen konnten, dann auch noch Freiwillige, die sind hier
gerne gesehen. Wir bekamen Gemüse und Obst geschenkt und wurden wie
Selbstverständlich zum großem Mumu eingeladen.
Mir wurde der Trubel etwas zu viel und
habe dann mit den Männern des Dorfes geplaudert und mich nach den
Feuermethoden erkundigt, als alter Pfadfinder musste das sein.
Feuermachen wie for tausenden von Jahren |
Hier benutzt man einen gespaltenen
Stock und eine Bambusschnur die man wie eine Bandsäge daran reibt.
Gebettet auf Zunder macht diese Methode nach einer Minute schon eine
Glut die reicht um Feuer oder Zigaretten anzuzünden. Ich durfte auch
probieren. Ich brauchte zwei Bambusschnüre, aber dann hatte ich auch
nach erstaunlicherweise kurzer Zeit meine Glut. Das „Feuerzeug“
durfte ich behalten, wenn mir mal die Streichhölzer zu Hause in
Goroka ausgehen sollten und der Gasherd nicht angeht, dann sollte ich
das machen. Nett diese Neuguinis!
Dann ging ich noch bis zum großen
Schlemmen im Dorf herum. Tanja wollte mir da folgen, aber sie wurde
von Frauen zurück gehalten. Frauen sollten beim Essen bleiben und
Geschichten erzählen. „ Yu stori!“ (Pdg.: Du erzählst.) Heißt
es dann immer. Hier sind die Geschlechterrollen sehr klar verteilt!
Frauen kochen, Männer machen Feuerholz, Frauenwaschen stromabwärts,
Männer waschen Stromaufwärts, Kinder werden von Frauen erzogen bis
6 dann kommen sie ins Haus-Man oder Haus-Merie, wo sie sie Tradition,
Jagdmethoden, Geschichten, Verhaltensweisen, Gesetze und Gebräuche
des Stammes lernen.
Akker, Felder, Anbauflächen |
Dann wurde ich zum essen geholt. Mumu
ist viel Kumu! (Mumu= gegahrtes Gemüse und Fleisch aus dem Erdofen,
Kumu= Blatt- Gemüse jeder Art Brokoliblätter, Kürbisblätter, …)
Wir als Missionare bekamen die Königsgäste Portion.
Gastfreundschaft ist hier sehr Wichtig! Auch wenn man das Essen nicht
aufessen kann, was gar nicht erwartet wird, bekommt man eine enorme
Portion, die man am Ende weiter verschenkt. Ein sehr leckeres Mumu,
mit Hühnchen und Schweineschwarte und gebackenen Bananen,
Kockbananen, Kaukau und Kumu. Das Mumu kann auch schlechter sein,
wenn das Fleisch von alten Hühnern kommt und sich wie eine Schuhsole
isst und das Gemüse nicht gewürzt ist. Hier wurde mit Kokosmilch
und Ingwer gewürzt und alles war sehr lecker.
Sehr viel zu Essen |
Dann mussten wir bald wieder los, weil
es schon später Nachmittag war. Ich hatte es gar nicht bemerkt, denn
es war bewölkt. Zum abschied gab es wieder Gemüse und eine tolle
Holzschale und ich bekam ein Bilum und eine Kap in Dorffarben (
Bilum= Umhängetasche). Dann stiegen noch 15 weitere Neuguinis in
unseren Zehnsitzer-Landcriuser und so kuschlig überladen ging es die
Berge hinunter.
Die Mudman habe ich heute nicht
gesehen, aber es sind ja auch Geister, die nur gegen Geld oder auf
der famosen Gorokashow auftreten (Bilder von ihnen im Blog bei der
Gorokashow). Trotzdem toller Tag und wieder was fürs Leben gelernt!
Viel Gemüse, Dorffrauen und ich |