Sonntag, 21. April 2013

Upper Assaro

Im Lande der Assaro Mudman

Die Assaro Mudman sind berühmt für ihre Singsing-Kostüme. Sie tragen eine Art Helm aus Ton mit einer gruseligen Geistermaske und beschmieren sich am ganzem Körper mit Asche und weißem Lehm, sodass sie aussehen wie Gespenster. Diese Kostüme haben sie im Krieg gegen ihre Feinde entwickelt, aber nun werden sie nur noch zu traditionellen Tänzen getragen.
Am Wochenende war ich mit Pastorin Verena und der anderen Freiwilligen aus Goroka, Tanja, im Land der Geisterkrieger. Verena musste los einem Pastor bei einem Gottesdienst mit Taufe, Konfirmation, Konfirmationsjubiläum, Hochzeit und Kirchenwiedereingliederung helfen. Das stramme Programm ist nicht selten, da die abgelegenen Dörfer nicht so häufig von ihren Missionarrys besucht werden und sich die guten Happen für den Tag aufsparen.
Am Sonntag den 21.04.13 sind wir mit dem legendärem Landcruiser den Highland-Highway mit seiner bereits erwähnten Straßenqualität in Richtung Norden höher in die Berge gefahren. Nach einer halben Stunde „guter Straße“ sind wir auf eine Bushroad abgebogen und haben Pastor John einen Neuguinipastor eingesammelt. Mit ihm ging es die Schotterpiste etwas 2 Stunden Weiter in die Berge. Immer höher, immer höher lozte John uns durch die Schlaglöcher, bis kaum noch ein Weg zu erkennen war.
Oben am Dorf wurden wir bereits von der ganzen lutherischen Dorfgemeinschaft erwartet. Die Mamas (Pdg.: ältere Frauen, ehrenwerte Frauen) des Dorfes haben grade das große „Mumu“ (Pdg.: ím Erdofen gegartes Gemüse und Fleisch) in die Familienköbe verteilt. Wir wurden stürmisch begrüßt um von vielen Fremden umarmt. Eine witzige, oder nicht witzige Art der Neuguinis ist, dass wenn einen eine alte Mama umarmt, sie meisten einem voll an den Hintern fasst, um zu fühlen wie man so bebaut ist und bei Mädchen, oder Frauen wird gleich der Bauch befühlt, ob schwanger, oder nicht. In den frühen Jahren der Highlandmission wurde den Männern auch ans Gemächt gefasst, weil man durch die Hosen ja nicht wusste wen man hier vor sich hatte. Wilde Sitten!
Die Männer bauen einen Mumu-Hügel
Unsere Begrüßung war herzlich und alle haben sich sehr gefreut, dass wir Freiwilligen mitgekommen sind. Das Dorf liegt eingekuschelt zwischen hohen Bergen auf einer Landnase, die in ein bewaldetes Tal hereinragt. An den Berghängen sind große Gemüsefelder mit Kohl, Karotten, Kaukau (Pdg.: Süßkartoffeln) und viel Neuguinigemüse.
Meine kleine Digitalkamera war der Hit, alle wichtigen und unwichtigen Männer und Familien haben sich fotografieren lasen, während wir die Vorbereitungen des Endlosgottesdienstes abgewartet haben.
Die Dorfjugend bettelt drum fotografiert zu werden
Neuguinis können gut warten und auf dem Dorf hat man noch mehr zeit als irgendwo sonst. So kann man pünktlich eine bis zwei Stunden nach der Zeit anfangen. Wir haben die zwei Stunden gewartet. Bis die Frauen das Mumu direkt neben der Freilichtkirche eingeräumt hatten und alles mit Bananenblättern und Erde überdeckt war. Dann noch den Altar aus der kleinen Kirche holen und planen und weitere Bananenblätter als Sitzgelegenheit verteilen.
Dann konnte es losgehen. Mit Gitarren und einer „Kundu“ (Pdg.: neuguinische, traditionelle Trommel) begleitet wurden erst mal ein paar Lieder gesungen, um die Gemeinde auf Kirche einzustimmen. Das finde ich eigentlich eine Schöne Sitte! Man kommt in die Kirche und es wird gesungen und man kann sich in ruhe hinsetzten und mitsingen und den Alltag ausblenden.
Dann wurden die neuen Pastoren und Freiwilligen kurz vorgestellt und die Zeremonie zur Wiedereingliederung von fünf Gemeindemitgliedern startete, gefolgt von zwei Hochzeiten.
Gottesdienst bei Nieselregen
Im Trausegen heißt es: Verbunden in Art des Dorfes und nun vor Gott. Es wird erst mit dem Dorf eine Hochzeit gefeiert, sozusagen standesamtlich und dann in der Kirche wenn es passt. Kann aber auch heißen, dass die Braut von ihrem speziellem Freund hinter den Busch gezogen wurde und ein Kind erwartet wird und sie nun heiraten müssen damit sie das Kind behalten kann und nicht an entfernte Verwandte abgeben muss, damit der Haussegen wieder grade hängt. Gibt beides und jede Abstufung zwischen den beiden Möglichkeiten.
Hier war es wohl alles in Ordnung und es wurde fröhlich gehochzeitet, dann noch schnell elf Kinder Taufen und die Konfirmation von drei Jugendlichen und das Konfirmationsjubiläum von zwei alten Mamas feiern.
Dann war der Gottesdienst fast zu ende, aber die Freiwilligen mussten sich noch vorstellen. Wer man ist, woher man kommt, wie groß die Familie ist (Das ist wichtig, damit Neuguinis den Wert einer Person abschätzen können.), wie lange man in Neuguinea ist und wann man nach Hause fliegt und am besten ist man noch über froh in diesem schönem und fröhlichem Dorf zu sein.
Dann wurden wir drei Weiße kaum noch losgelassen. Erst waren wir nur weiße, die zu Besuch kamen und dazu Pidgen sprechen konnten, dann auch noch Freiwillige, die sind hier gerne gesehen. Wir bekamen Gemüse und Obst geschenkt und wurden wie Selbstverständlich zum großem Mumu eingeladen.
Mir wurde der Trubel etwas zu viel und habe dann mit den Männern des Dorfes geplaudert und mich nach den Feuermethoden erkundigt, als alter Pfadfinder musste das sein.
Feuermachen wie for tausenden von Jahren
Hier benutzt man einen gespaltenen Stock und eine Bambusschnur die man wie eine Bandsäge daran reibt. Gebettet auf Zunder macht diese Methode nach einer Minute schon eine Glut die reicht um Feuer oder Zigaretten anzuzünden. Ich durfte auch probieren. Ich brauchte zwei Bambusschnüre, aber dann hatte ich auch nach erstaunlicherweise kurzer Zeit meine Glut. Das „Feuerzeug“ durfte ich behalten, wenn mir mal die Streichhölzer zu Hause in Goroka ausgehen sollten und der Gasherd nicht angeht, dann sollte ich das machen. Nett diese Neuguinis!
Dann ging ich noch bis zum großen Schlemmen im Dorf herum. Tanja wollte mir da folgen, aber sie wurde von Frauen zurück gehalten. Frauen sollten beim Essen bleiben und Geschichten erzählen. „ Yu stori!“ (Pdg.: Du erzählst.) Heißt es dann immer. Hier sind die Geschlechterrollen sehr klar verteilt! Frauen kochen, Männer machen Feuerholz, Frauenwaschen stromabwärts, Männer waschen Stromaufwärts, Kinder werden von Frauen erzogen bis 6 dann kommen sie ins Haus-Man oder Haus-Merie, wo sie sie Tradition, Jagdmethoden, Geschichten, Verhaltensweisen, Gesetze und Gebräuche des Stammes lernen.
Akker, Felder, Anbauflächen
Während der Tour bekam ich weiteres Gemüse geschenkt und sah die Riesigen Gärten des Dorfes. Selbst wenn andere Hungern hat dieses Dorf immer zu essen, da sie die größten Gärten haben, die ich in PNG je gesehen habe. Sie bauen nicht nur zum Eigenbedarf an, sondern exportieren auch an die Küste. An der Küste gibt es sehr begrenzt Gemüse, da der Boden zu sandig ist. Deshalb Exportiren die Highlands Gemüse an die Küste und verkaufen es dort teuer. Wenn in Goroka eine Karotte 10Teua kostet (3,75 €-Cent) dann kostet sie an der Küste 50Teua. Die Gewinnmaschen sind enorm bis zu mehreren hundert Prozent.
Dann wurde ich zum essen geholt. Mumu ist viel Kumu! (Mumu= gegahrtes Gemüse und Fleisch aus dem Erdofen, Kumu= Blatt- Gemüse jeder Art Brokoliblätter, Kürbisblätter, …) Wir als Missionare bekamen die Königsgäste Portion. Gastfreundschaft ist hier sehr Wichtig! Auch wenn man das Essen nicht aufessen kann, was gar nicht erwartet wird, bekommt man eine enorme Portion, die man am Ende weiter verschenkt. Ein sehr leckeres Mumu, mit Hühnchen und Schweineschwarte und gebackenen Bananen, Kockbananen, Kaukau und Kumu. Das Mumu kann auch schlechter sein, wenn das Fleisch von alten Hühnern kommt und sich wie eine Schuhsole isst und das Gemüse nicht gewürzt ist. Hier wurde mit Kokosmilch und Ingwer gewürzt und alles war sehr lecker.

Sehr viel zu Essen
Dann mussten wir bald wieder los, weil es schon später Nachmittag war. Ich hatte es gar nicht bemerkt, denn es war bewölkt. Zum abschied gab es wieder Gemüse und eine tolle Holzschale und ich bekam ein Bilum und eine Kap in Dorffarben ( Bilum= Umhängetasche). Dann stiegen noch 15 weitere Neuguinis in unseren Zehnsitzer-Landcriuser und so kuschlig überladen ging es die Berge hinunter.

Die Mudman habe ich heute nicht gesehen, aber es sind ja auch Geister, die nur gegen Geld oder auf der famosen Gorokashow auftreten (Bilder von ihnen im Blog bei der Gorokashow). Trotzdem toller Tag und wieder was fürs Leben gelernt!


Viel Gemüse, Dorffrauen und ich



Donnerstag, 18. April 2013

Paps Lebensgeschichte

Die Geschichte meines Mitbewohners

Seit ungefähr einem Monat wohnt immer für zwei Wochen mal und mal nicht ein weiterer Neuguini in unserem Haus. Er heißt eigentlich Ben, wird von uns aber Pasp genannt, weil er viel älter ist und schon erwachsene Kinder hat.
Immer wenn ich mit Ben beim Abendessen rede, läd´ er mich zu sich ins Makam-Valley ein. Dort war ich noch nie und so viele Küstendörfer werde ich nicht mehr sehen. Also gute Gelegenheit!
Er erzählt dann von tollen Sachen. Vom Kochen in Steinguttöpfen, einzigartig für PNG, von dem vielem Chilli im Essen, einzigartig auch in Makam, und von der Natur!
Von straußengroßen Vögeln, deren Eier man auf Bushtripps ausgraben kann und Omelett für vier, normale Personen aus einem Ei machen kann, Neuguinis essen wahrscheinlich eines allein. :) Oder er erzählt von der Jagt auf die kleinen süßen Baumkängurus. Denn die Kirche seines Dorfes hat mal von einem Mann Patronen und ein Gewehr geschenkt bekommen, damit sie immer gut „Abus“(Pdg.: = alle Tiere außer Vögel und Schweine) haben können.
Bei so einer Geschichte hat er mir seine Karriere zum Verkäufer bei Roy erzählt. Roy ist der Aussi, der auf dem MI-Compound wohnt und seine Solarlösungen in Goroka verkauft, zum Teil deutsche Wertarbeit.
Aber Paps hat nicht immer bei Roy gearbeitet. Alles begann in seinem Dorf im Makam.
Ben war ein richtiger „Manki bilong Ples“, ein Dorfjunge, der seinen Garten hatte und jeden Tag mit seinem Bushknive darin herumwühlte. Er hat die Schule nach der achten Klasse verlassen, um Subsistenzwirtschaft zu betreiben und um zu heiraten. Dann hatte er Frau und Kinder und war an seinen Garten gebunden. Seine Freunde sind noch weiter zur Schule gegangen und haben immer gefragt, ob er nicht auch irgendwas kaufmännisches lernen möchte, da es in seiner Nähe so eine Art berufliche Schule gab und der Schulleiter ihn kannte. Aber Ben hat geglaubt sein Leben wäre nun fast um mit Kindern und Frau und er hatte ja auch seinen Garten...
Doch mit der Zeit sah er auch immer neidischer zu seinen Freunden, da sie Handys hatten und zur Schule gingen, um später Geld zu verdienen. Und eines Abens traf er den Schulleiter bei seinem Garten, der ihn fragte, ob er nicht zur Schule gehen könnte, er müsste das Schulgeld auch erst später bezahlen, aber Ben war mit seinem Leben zu festgefahren und hat sich damit herausgeredet, das er kein Geld hatte. Der Schulleiter ließ nicht locker und hat ihn dann auf blauen Dunst eingeschrieben. Damit Ben es sich überlegen konnte.
Zu Hause hat Ben mit seiner Familie gesprochen. Seine Frau hatte wohl nur gewartet bis er das Thema anschneidet und ihn gedrängt das zu tun, aber Ben war noch zu stolz und zu stur, er hatte ja noch den Garten. Sein fünfjähriger Sohn bekam das mit und hat dann mit der Hilfe der Mutter versucht das Schulgeld für Ben zu besorgen. Die Mutter hat den Garten erweitert und Erdnüsse gepflanzt um diese dann auf dem Markt zu verkaufen und der kleine Ben Junior ist mit einem Beutel voll Betelnüssen (Pdg.:Buai) durch Dorf gezogen und hat sie verkauft, damit sein Vater zur Schule gehen kann. Zusammen haben Mutter und Sohn das Geld zusammen bekommen und Ben dann zur Schule geschickt. Man könnte jetzt denken, dass Ben sich sehr angestrengt hat, um die beiden nicht zu beschämen, aber er war wohl ein fauler Schüler. Das hat er mir auch so erzählt. Später habe er dann durch viel abschreiben und schummeln den Kaufmännischen Abschluss gemacht und hat eine Position in Lae in einem kleinem Supermarkt als Regaleinräumer gefunden. Diese Arbeit hat er gut gemacht, denn bald wurde er zum Kassierer befördert und konnte sich ein kleines Haus in Lae leisten und hat seine Familie nachgeholt. Dann ist er mit ihnen erst mal einkaufen gefahren und hat säckeweise Reis und Dosenfleisch und Thunfisch eingekauft, wie das Neuguinis in der Stadt so machen. Denn „Protein“ wir immer gegessen, sonst ist das Essen nicht genießbar, egal wie billig der Thunfisch oder das Fleisch ist. Vielleicht auch, weil die Dorfneuguinis immer für Protein schuften müssen und nun in der Stadt alles bereit steht.
Seiner Frau gefiel es in der Stadt trotz des Komforts nicht gut und sie ist mit den Kindern wieder ins Dorfhaus gezogen. Lae ist nachts nicht sicher.
Ben sollte dann weiter in ein Büro versetzt werden, weil er so gute Umsätze machte, aber da hat er gekündigt und ist zum nächsten Supermarkt gezogen. Da hat es ihn auch nicht lange gehalten, wegen des Arbeitsklimas. Er arbeitete nun bei der Konkurenz.
Er ist dann wieder ins Dorf gezogen und hat eine Weile nichts gemacht, bis das Geld weg war. Dann hat er wieder im Garten gearbeitet und wurde zur Jugedarbeit in der Kirche abgestellt.
Da konnte er sich schon ganz gut verwirklichen. Er hat Gitarren für die Kirche gekauft und den Jungs vom Dorf Spielen beigebracht. Dann wurde er fast einstimmig zum Finanzchef der Dorfkirche und Später Bezirkskirche gewählt. Dort hat er die Kirchen renoviert so gut es ging und ein Pastorenbüro eingerichtet und einen Kirchenshop in seinem Dorf aufgezogen.
Makam liegt geografisch Zwischen Lae und Goroka direkt am Highway. Die nächste große Stadt ist Madang an der Küste Und dazwischen wieder der Highway und das Ramutahl. Roy unser Solarfachmann hat eine Zeit lang für den Ramu-Sugar-Konzern Solaranlagen installiert. Da sind sich Roy und Ben über den Weg gelaufen und haben beschlossen Ben sollte wieder ins Kaufmannsgeschäft einsteigen. Seit dem ist Ben Springer für den alten Roy, der nicht überall sein kann und Ben pendelt zwischen seinem Dorf; Goroka und weiß Gott wo.
Die Geschichte hat einen Abend gut gefüllt, dann habe ich mal nach seiner Familie gefragt.
Seine Frau arbeitet nun allein im Garten, den sie zuvor zu Zweit bestellt haben und seine Kinder gehen nicht zur Schule.
Da habe ich ihn ausgezählt, das es so nicht geht. Seine Frau zusammen mit seinem Sohn haben ihm das Leben als Kaufmann ermöglicht und den relativen Wohlstand verursacht, aber er kümmert sich nur wenn er da ist und schickt nicht mal Geld nach Hause. Paps hat dann gesagt das Schulgeld zu teuer ist. Dabei ist das nur ein Projektgeld um das Material zu zahlen und 20 Kina im Monat tun nicht weh. Das Schulgeld wurde Anfang letztem Jahres vom Minister abgeschafft. Ich habe ihm geraten er solle einen Bankaccout für seine Frau einrichten und Haushaltsgeld überweisen statt es zu verrauchen, Bauai zu kaufen und zu Saufen. Das sei nicht christlich und schon gar kein gutes Vorbild für seine geliebte Dorfjugend. Martin Luther hätte das nicht gemacht, der stände ewig in der Schuld seiner Kinder. Dass der gute Luther sich gegen den Wunsch seines Vaters entschieden hat und deswegen kein Geld zum Studieren mehr bekam und Mönch wurde habe ich ihm nicht gesagt...
Paps fiel es wie Schuppen von den Augen und er war ganz traurig und hat versprochen, dass sich etwas ändert. Mal sehen was kommt.

Man darf sich hier in Neuguinea keine so große Visionen von einem Wort machen, da es nichts gilt, ähnlich wie ein Vertrag. Aber den Versuch ist es wert. Vielleicht gehen seine Kinder nächstes Jahr zur Schule. Und Luther kann weiter im Grab schlafen.

Soweit eine ware Geschichten aus Neuguinea.


Donnerstag, 4. April 2013

Fröhliche Ostern!

Tauchkurs in Madang

In der Woche vor Ostern waren die Hellfritschens, Tanja und ich in Madang und haben unseren Weihnachten gescheiterten und versprochenen Tauchkurs nachgeholt.

Früh am Sonntag morgen sind wir bei Hellfritschens losgefahren, um so früh wie möglich in Madang anzukommen.
Der Highway war in einem miserablem Zustand. Regenfälle hatten Straßenteile weggespühlt, erosiertes Erdreich hatte andere Stellen verschüttet und zu allem übel regnete es auch in Strömen, sodass die sonst schon glitschige Straße eine Autowasserrutsche wurde, aber das alles ist kein richtiges Problem für einen Landcruiser.
Wir kamen drei Stunden später in Amron bei Madang an, als wir es geplant hatten, aber der Tag war noch jung und so konnten wir mit der vielen Theorie für den Kurs anfangen.
Am nächsten Tag sind wir ins Madang Resort zur Tauchschule „Neuguini Adventure Dive“ gefahren. Pedro, unser fidji Tauchlehrer, hat uns schon erwartet. Alles begann mit einer DVD über Theorie, danach ging es in den Pool und wir haben schwimmen unter Wasser und atmen mit der Sauerstoffflasche auf dem Rücken geübt. Das war schon unser erster Tag.
Der Zweite Tag begann wie der erste, bloß mit weniger Theorie, denn tauchen lernt man im Wasser und nicht aus Büchern. Vormittags Pool und nachmittags sollte es schon unseren ersten Ozean-Tauchgang geben.
Wir fuhren mit dem Riffexpeditions-Kattermaran raus in die Bucht von Madang in die Nähe von Pig-Island. Es war recht unruhige See und so war der einstig weniger geordnet als es schön gewesen wäre. Unser Tauchlehrer hat uns alle einzeln nach unten gebracht und uns zu einem Stein geführt zu festhalten, da die Strömung einen sonst mitgerissen hätte. Das erste mal ins dunkle blau des Ozean zu schauen st eine ganz besondere Situation. Man ist erst aufgeregt und saugt viel zu viel Luft aus dem Tank auf dem Rücken und so dauerte unser erster kleiner Tauchgang am Riff entlang nur 25 Minuten mit einer Flasche, die locker auch für 45 Minuten reichen könnte, trozdem haben wir ihn sehr genossen mit den ganzen kleinen Fischen und Korallen.
Tauchschule ist auch Spaß
Die nächsten Tage lernten wir uns erst im Pool und dann im freiem Wasser mit der Tarierweste auf eine tiefe einzupendeln und nicht ständig zu Sinken oder zu steigen, denn durch das Atmen unter Wasser wirkt die Lunge wie ein Auftriebskörper, deshalb trägt man einen Bleigürtel mit sich herum. Aber dadurch wird man nach unten gezogen und um nicht immer nur auf dem Grund zu tauen hat man eine Tarierweste, die man mit Luft füllt um einen neutralen Auftrieb zu erreichen-also im Wasser zu schweben.
Wir lernten auch die Zeichensprache unter Wasser und was man tut wenn einem die Luft ausgeht, oder man seinen Tauchpartner verloren hat.
Weitere 4 Freiwassertauchgänge folgten. Zu versunkenen Schiffen, Flugzeugen aus dem zweitem Weltkrieg und bunten Riffen.
Das Tauchen am Tag ist anstrengend, je mehr Tauchgänge man macht desto mehr strengt es an, deshalb haben wir abends immer gut gekocht und noch mit allen Siedler gespielt, um uns zu erholen. Nach insgesamt fünf Freiwassertauchgängen und einer theoretischen Prüfung haben wir alle den „PADI Open Water Diver“ Schein bekommen, der uns berechtigt überall auf der Welt Ausrüstung zu leihen und bis zu einer Tiefe von 30 Metern zu tauchen .

Ich habe Nemo gefunden!
Zu Ostern haben wir Eier bemalt und sind zur Osternacht gegangen. Der Gottesdienst hat direkt vor dem Haus stattgefunden, gehalten von Pastor Hans Gauvogel und seinen Schülern aus der Religionsschule. Osterfeuer gab es nicht und auch die Tradition des Eieranmalens kennen die Neuguinis nicht, dafür gab es sehr leckeres Osterfrühstück und einen Extratauchgang zum Barakudapoint. Dort haben wir die Riesigen, aber harmlosen Barakudas in ganzen Schulen gesehen und sogar drei graue Riffhaie, die nicht ganz so harmlos sind.
Tanja und ich beim Barakudapoint
Was für ein Abenteuer!
Die Rückfahrt am Ostermontag war wieder recht rau, da der Highway durch weiteren Regen immer mehr kaputt geht.


Wieder in Madang

Volunteerseminar

Anfang März war ich mit anderen Freiwilligen auf unserem Zwischenseminar im Jais Aben Resort in Madang.
In der Woche in der es losgehen sollte haben wir Gorokas geplant mit auf einen PMV aufzuspringen und direkt nach Madang an die Küste zu fahren. Aber wie so oft haben wir die Rechnung ohne PNG gemacht. Welcome to the land of the unexpected! Das Unerwartete kam in Form von Starkregen, der eine Brücke wegspülte. So musste wir unsere Pläne sehr schnell ändern und entschieden einen Flieger ab Madang zu nehmen.
Am 03.03.13 sind Tanja und ich aus Goroka mit einem PMV (Public Motor Vehiekel) nach Lae (Nazap-Airport), um von dort einen Flieger nach Madang zunehmen.

Wie haben die Busreise nach Lae gut hinter uns gebracht, obwohl es an manchen Stellen etwas holprig war. Wir wurden nur Zweimal von Sonntagspolizisten auf Kakau kontrolliert, weil der Kakau an der Küste von einer Krankheit befallen ist, die nicht durch illegalen Transport ins Hochland verbracht werden sollte, warum dann PMV Richtung Küste auch kontrolliert wurden, weiß man nicht so genau und fragt auch nicht nach. Vielleicht wollten die Polizisten sich den Nachmittag mit ein paar Buai als Schmiergeld versüßen.
Und als wir in Lae angekommen sind, ist fast eine Schlägerei im Bus mit besoffenen Neuguinis losgegangen, aber dann hat der Fahrer dazwischen gebrüllt, dass hier Missionare mitfahren und sich die Raufbolde wenigstens bis wir sicher am Kirchen-Compound abgesetzt sind benehmen sollen.
Fand ich richtig gut, weil ich ja für die Sicherheit von Tanja mitverantwortlich bin. Daraufhin war es still und allen Beteiligten tat es furchtbar leid.

Flughunde in Madang über der Straße
In Lae haben wir bei Matthias und Beate Tröger geschlafen, zwei nette Mitarbeiter der bayrischen Mission und Leiter des Zwischenseminars, die ein sehr sauberes Ostdeutsch sprechen. Mit ihnen ging es am Nächsten Morgen mit dem Flieger nach Madang und gleich nach Jais Aben.
Wir haben nicht direkt im Resort geschlafen, sondern in einem Tagungshaus der Bismark-Ramu-Group, einer Gegenbewegung gegen die unverantwortliche Zerstörung der Natur durch den Großkonzern „Ramu Group“, die im Ramutahl und am Ramufluss große Betriebe der Zucker und Palmenöl Herstellung und Nickelgewinnung haben und dort die Natur und die Menschen mit Füßen treten.

Gruppendisskusion mit den anderen Freiwilligen
Beim Seminar ging es um unsere Situation im Land und die Bewältigung von Problemen wie dem Kulturschock und was eigentlich nach der Zeit in PNG kommen soll. Wir haben die anderen Freiwilligen im Land getroffen und haben uns wieder sehr gut verstanden. Wir haben nicht nur bis tief in die Nacht getagt um unseren Frust über Missionboards und Neuguinis loszuwerden ;), sondern waren auch in den Pausen schwimmen und auf dem schönem Markt um im Museum von Madang und haben zum Abschlussabend einen riesigen Thunfisch gegrillt, den Fischer direkt am Steg vor unserem Haus verkauft haben.