Montag, 18. Februar 2013



Mein Garten

Mittlerweile habe ich seit ein paar Wochen einen eigenen Garten auf dem MI-Gelände. Also nicht ganz meiner. Er ist auch für Marius und JP, meine Mitbewohner.
Dort haben wir bereits Kaukau (Süßkartoffeln), Kartoffeln, Karotten, Mais, Erdnüsse und Radischen gepflanzt.

Alles Wächst hier ganz prächtig. Innerhalb von ein paar tagen sieht man schon die ersten Triebe und nach einer Woche hat man schon kleine Erdnusspflanzen, Mai dauert länger, aber auch da ist nach 10 Tage eine Pflanze gewachsen.
Dieses Monsterwachstum muss an der Vulkanerde in den Highlands liegen und an der regelmäßigen Sonnen und Regenbehandlung.
Grade flaut die Regenzeit ab. Hier in PNG gibt es an fast jedem Ort eine andere Regenzeit. Aber generell ist sie in der Zweiten Jahreshälfte bis in den Februar hinein. Hier in Goroka ca. November bis Februar.

In der Regenzeit fällt viel regen, aber es gibt in Goroka keine Überschwemmungen, weil alles Wasser die Berge hinabrinnt und in Großen Flüssen wie dem Ramu oder Assaro abfließt.
Nur in den Tiefer gelegenen Dörfern um Goroka kann es zu Überschwemmungen kommen, aber ich habe noch keine gesehen.

Jetzt nach 2 Wochen kann man schon richtige Erdnusbüschchen sehen und ich habe auch schon Bananenbündel an unseren geerbten Bananen gefunden. Bananen sind leicht zu pflegen. Einfach stehen lassen und gegebenenfalls gelbe Blätter abschlagen und die kleinen Ableger wegpflanzen.

Erntezeiten gibt es auch nicht so richtig. Alles wächst immer. Kaukau, Kartoffeln, Mais Erdnüsse brauchen 3 Monate. Radischen ein paar Wochen. Karotten 2-3 Monate.
Auf dem Gelände gibt es auch Zitronen, Avocados und Pommilos. Wenn sie reif sind, werden sie von allen so geerntet, wie man es braucht. Aber generell kann man das ganze Jahr über ernten.

Als Gartengeräte kennt man hier nur Buschmesser und Sparten, als ich Marius eine Unkrauthacke zu Weihnachten geschenkt habe, wusste der gar nicht was er damit machen sollte. :)

Donnerstag, 14. Februar 2013

Auf Dem Markt in Goroka




Heute nehme ich euch mit auf den Markt in Goroka. 
Er ist einer der größten und schönsten in PNG, wie ich finde.
Hier findet man ein großes Angebot an frischem Gemüse, Obst, Snax und Krimskrams. Das beste ist, dass es hier immer erntefrisch ist. Also am Morgen geerntet und dann auf dem Markt gebracht. Immer frische Kartoffeln, Karotten, Tomaten. In Deutschland wird vieles in Kühlhäusern gelagert bevor es auf den Markt kommt. Allgemein ist das Lagerwesen in PNG unbekannt. Bei der Hitze hält sich kaum etwas länger als ein paar Tage, aber trotzdem wird nicht gelagert, weil es hier immer Essen im Überfluss gibt. Fast jede Familie hat einen Hausgarten indem alles lebenswichtige wächst.
Ein Nachteil der Urbanisierung in PNG ist, dass die Menschen in den Städten keinen Platz für Gärten haben und dadurch Mangelernährung bis Hunger entsteht. Man ernährt sich ungesund von Magginoodels und Thunfisch aus Dosen und nicht ausgewogen von Kaukau und Gemüse oder mal ein Hühnchen.

Der Kauf auf dem Markt geht so: Man geht durch die Reihen von „Ständen“ (meist eine plane auf dem Boden mit Schirm darüber) und schaut was man möchte. Man zeigt auf nichts, denn das ist unhöflich, weil man es vielleicht gar nicht möchte. Auch anfassen und nicht kaufen ist unhöflich, wie in D. auch. Dann geht man zum Stand und wirft das Geld, möglichst passend auf die Plane und nimmt sich was man möchte. Das ist optimal und ist auch nicht unhöflich. Wenn ich losgehe habe ich ja nicht immer 10Kina in 20 Toja dabei, deshalb muss man sich für den ersten Kauf einen Stand mit viel Umsatz suchen oder genug Kaufen, denn wenn die Marktfrau nicht genug Wechselgeld hat, dann läuft sie dir entweder über den Markt nach und nimmt dann dein kleineres Wechselgeld von anderen Einkäufen, oder rennt selbst über den Markt auf der Suche nach Wechselgeld.

Heute bin ich mit unseren Nachbarn und Marius unterwegs. Wir kaufen alles für die Ankunft von Zeta, meinem Nachbarn ein, er zwei Wochen in Australien und hat Vorträge gehalten.
Am ende haben wir alles erstanden und schläppen unsere Einkäufe nach Hause.

Dienstag, 12. Februar 2013

Trauriges Beispiel

Viele Medien in der ganzen Welt haben darüber berichtet, dass letzte Woche eine Hexenhinrichtung in Mt. Hagen in der Province Southern Highlands stattfand.

Ein trauriges Beispiel für den Aberglauben hier in Papua Neuguinea sind die Sangum-Morde, wo Menschen, häufig Familienmitgliedern, vorgeworfen wird für die Krankheit oder den Tod eines anderen verantwortlich zu sein und ihn mit Hexerei herbeigeführt zu haben.
Der Glube an Magie (Schwarze=böse oder Weiße=gut) ist tief verwurzelt. Und fast jeder Neuguini glaubt  auf die eine oder andere Weise daran. Es gibt zwar Gesetzte, aber die wurden auch nur von einem Palerment gemacht, deren Mitglieder im Sumpf des Hexereiglaubens verloren gegangen sind.
Deshalb lauten die Gesetzte: Hexerei ist Strafbar, Anschuldigungen aber nicht!
Die meisten Sanguma-Morde werden nicht vervolgt, weil sie von der Bevölkerung vertuscht werden, oder die betreffende Familie Freunde bei der Polizei hat.
Dieser Fall wird nur wegen des Medienrummels Verfolgt, aber ob es die Richtigen trifft ist bestreitbar und ob das eswat nützt noch viel mehr! Man müsste noch viel mehr Aufklärungsarbeit leisten, aber grade in die ländlichen Regionen sind schwer zugänglich, weil die Infrastruktur noch nicht so weit vorgedrungen ist.
Hier könnt ihr den Spiegelartikel zum Fall lesen.
Die Beiden Zeitungen, die im Land darüber berichtet haben, heißen "Wantok" und "National", vielleicht könnt ihr da etwas googeln.

Dienstag, 5. Februar 2013

Sanguma in Paradise

Patrol long Ples

Am Sonntag den 02.02.2013 war ich mit meiner Mentorin Verena auf „Patrol“, also auf Kirchenbesuch in der Region. Auf Patrol gehen ist noch von den ersten Missionaren in den 1930er Jahren als die Highlands entdeckt wurden. Da sind die Missionare herumgewandert, durch das Buschland und haben die ersten Gemeinden und Schulen besucht, dann wurde getauft und gepredigt und dann ging es schon wieder weiter. Die Neuguinis, die sie begleiteten nennt man Wokman oder Wokmeris, das heißt (Mit-) Arbeiter, Angestellter auf Tok Pidgen.
Wir sind mit dem Landcruiser in nordwestlicher Richtiung aus Goroka heraus gefahren und bis fast an die Grenze von legendenumwobenen Simbu (sprich: Tschimbu). Im Simbu, so sagen die Leute aus Goroka gibt es viel mehr Magie und Hexenverfolgung als in Goroka (woanders sagen die Leute ist es immer schlimmer, aber am meisten ist es immer in den höhergelegenden Highlands schlimmer) und so manche Lagerfeuergeschichte wird erzählt indem berühmte Zauberer vom Simbu Leute verhexen, von fliegenden Magiern und schwarz magischen Ritualen. Aber mein Direktor Rev. Jack Urame erzählt auch, das es dort sehr schöne Pfade durch die Berglandschaft gibt und das Wasser überall trinkbar ist. Jedes Dorf hat dort seinen eigenen Wasserfall zum Duschen. Ein Trekking-Schlaraffenland!

Die Fahrt dauert gute 45 Minuten. Wir fahren den Highway in Richtung Hagen und biegen dann von der (in Deutschland wohl schlechte Landstraße genanntem Straße) auf eine Schlammpiste (so wie hier gibt es die nicht in Deutschland- Unbeschreiblich) ab und Kuppeln erst mal den Allradantrieb mit dem Vorschaltgetriebe ein. Leider wissen wir auch nicht so genau wo dieses Dorf liegt, dass wir heute besuchen wollen. Denn obwohl es aus der Luft nicht so aussieht ist fast jeder Fleck rund um Goroka besiedelt und unter einem Blätterdach liegen ungezählte Hütten und Wege.
Wir halten bei ein paar Frauen an, um nach dem Weg zu fragen. Sie erzählen, dass sie gute Lutheraner sind und uns gerne den Weg zeigen wenn wir sie bis ins Dorf mitnehmen. Mit Verenas einladender Art werden sie hereingebeten und wir haben fünf schnatternde Frauen auf dem Rücksitz. Sie lohzen uns durch den Busch auf schmalen Wegen und über waghalsig, alte Brücken. Die können doch gar nicht halten, oder?!
Sie halten. Und kurz vor der Kirch des Dorfes steigen die Frauen aus und gehen ihrer eigenen Wege,nicht zur Kirche. „Von wegen guten Lutheranern!“ Sagt Verena, „Hier gab es mal eine tolle große Gemeinde, aber der Pastor ist alt und macht nichts mehr, außer die Leute zu schimpfen, dass sie nicht zum Gottesdienst kommen. Da kommt dann auch keiner mehr!“ Erzählt sie. Und auch, dass es hier seit etwas zehn Jahren auch die Babtisten, die Katholiken und andere Christen gibt. Früher alles Lutheraner.
Bei der Kirche werden wir ehr misstrauisch als freudig begrüßt. Aller: „Was wollen die Weißen hier und warum besucht uns eine Pastorin?“ Denn in Neuguinea gibt es keine Ordinierung für Frauen, Verena hat sich in den Jahren ihrer Arbeit hier das Privileg erarbeitet zu predigen. Den ganzen Gottesdienst kann sie nicht halten, aber wenigstens darf sie nicht nur vor Frauen predigen. In diesen und anderen Dingen ist Neuguinea noch sehr rückständig.
Das Klima bessert sich nachdem wir einfach auf die Neuguinis zugehen und die Leute umarmen, das tut man in den Highlands mit Jedem. Die Neuguinis tauen sofort auf und das Pidgen, dass wir sprechen, hilft auch weiter. Verena erklärt, dass sie hier heute auf Kirchenbesuch ist und wir gerne mit Gottesdienst feiern wollen. Ich erkläre, dass ich nicht Verenas Kind bin, sondern ein Volunteer aus Deutschland. Immer wenn ich mit Meinen Mentoren in ein Dorf komme, denken die Leute ich sei ihr Kind, wer sollte ich auch sonst sein? Die Männer beginnen sich für mich zu interessieren und drei Frauen nennen mich schon „Pikinini bilong mi“ (Mein Kind). Das Eis ist gebrochen. Ich schwärme von den Highlands und erkundige mich, ob ich mich hier auch nach dem Gottesdienst umsehen kann. „Natürlich, du bist doch einer von uns!“ Kommt die Antwort.
Im Gottesdienst predigt Verena unterstützt mit meinem wenigem schauspielerischen Talent über Gefangene im Gefängnis, die eines Tages von einem Fremdem freigelassen werden und sich freuen. Im Übertragenem Sinn, dass Jesus aus dem Gefängnis der Angst heraus hilft. Angst vor der Mutter, weil man essen geklaut hat, Angst vor schwarzer Magie und Sanguma, Angst vor dem Ehemann, der einen schlägt.
Harte Themen!
In diesem Dorf gibt es grade wieder viel Gerede um einen kürzlichen Tod. Und man vermutet Sanguma (schwarze Magie) dahinter. Bei solchen Vermutungen gibt es wie bei uns im Mittelalter dann richtige, meist, Hexenverfolgungen (auch Zauberer-), Folterungen und Feuerhinrichtungen. Grausam, aber leider auch fast alltäglich in PNG.
Den Zahn zieht Verena ihnen jedenfalls gründlich und nach der Kirche hat die Gemeinde viel Gesprächsstoff und möchte mehr davon hören. Verena bekommt drei Kohlköpfe und viele Bananen, damit sie sich noch etwas dazusetzt und erzählt. Damit hat Verena gerechnet und fährt eine moderierte Diskussion über Magie gegen die falschen Anschuldigungen auf, mit der Bibel als Bezug. „Das klappt manchmal.“ Sagt sie, „Aber manchmal machen sie, nachdem wir weg sind, einfach da weiter, wo sie aufgehört haben.“ Ich bin zuversichtlich. Im Gottesdienst habe ich ein paar echte Highländer-Kerle und bärtige Highlander-Frauen gesehen, die still vor sich hin geweint haben, weil sie Verenas Predigt so rührend fanden. Und als der Pastor die Ankündigungen den sogenannten „Tok Save“ gibt, bekommen wir beide je ein schönes Bilum (Umhängetasche), als Zeichen ihrer Wertschätzung geschenkt. Ich werde gleich noch mal adoptiert. Mittlerweile habe ich hier mindestens so viel Familie wie in Deutschland.
Solche Kontakte sind wichtig, wenn man wiederkommen will, oder mal eine Trekkingtour durch den Busch machen möchte, oder auch wenn Straßenräuber einen im Auto anhalten und Wegegeld wollen. Wenn sich dann herausstellt, dass man in der Line von ihnen ist und dann auch noch als Freiwilliger, oder sogar Missionar sind, ist es den meisten Räubern so peinlich, dass man ziehen darf. Wenn man die jedoch nicht kennt, dann kann es schon brenzlig werden. Deshalb bin ich froh, dass ich in diesem wildem, magischem Land so viel Familie habe.
Ich mache mich nach der Kirche mit einem Jugendlichen auf den Weg durch das Dorf. Wir unterhalten uns über die schönen Highlands und das schöne Dorf. Immer Bergauf begegnen wir dauert Leuten. Alle werden gegrüßt. Ist ja schließlich meine neue Familie. Und allen Männern und vielen Frauen wird die Hand geschüttelt. Wir Weißen sind das neue Gesprächsthema und mein Begleiter ist sichtlich stolz, dass er mich vorstellen darf. Auf dem Aeg zur katholischen Schule auf dem Berg kommen wir an seiner ganzen Line vorbei. Ich frage ihn langsam etwas über den Toten und Sanguma aus, ohne das Wort zu erwähnen, denn er wird wieder verschlossener. Man vertraut mir nicht und ich stoße auf eine Mauer von Misstrauen und Nichtwollens. Das Thema scheint noch zu frisch zu sein. Besser wieder über alltägliche Plaudern.
Was ich hier das erste mal fotografisch festhalten konnte ist, das hier die Männer und Frauen unter sich Händchen halten, aber niemals mit Andersgeschlechtlichen, höchstens mit den Eltern.
Und Ich finde auch Beweise für den verschwenderischen Gebrauch von Chemikalien beim Kaffefarmen.
Gegen Nachmittag bin ich wieder bei der Kirche, wo Verena mit den Hedman und Hedmeris noch Jesus und das Gefängnis bespricht. Es scheint wirklich zu wirken, die Dorfleute sind fröhlich fast enthusiastisch und wollen gleich alle Sangumas bebeten, um so den Zauber aus ihrem Dorf zu vertreiben. „Besser als foltern!“ Denk´ ich mir trocken.
Die Rückfahrt ist etwas leichter. Wir kennen den Weg zum Highway zurück und den meisten größeren Matschpools können wir ausweichen.
Lehrreicher Tag!

PS:
*Werbeblog* Wer mehr über Sanguma in PNG lesen möchte sollte sich das Buch "Sanguma in Paradise" von Franco Zocca (Melanesian Institute (www.mi.org.pg)) bestellen. *Werbeblog beendet*