Wanpela de long ples, oder wie man ein „Mumu“ zubereitet
(Pdg.: Ein Tag aufm´ Dorf)
Gestern bekam ich die wunderbare
Möglichkeit mit einer furchtbar netten Pastorenfamilie zu einem
kleinem Dorf nahe Goroka zu fahren. Es heißt „Asaroka“ und liegt
weiter nördlich auf einer Anhöhe mitten im „Gorokatal“,
geschützt von hohen Bergen.
Die Hinfahrt war schon ein Erlebnis.
Solange ich in Goroka war habe ich immer sehnsüchtig zu den
umliegenden Bergen aufgesehen. Nun fuhr ich mitten hindurch, vorbei
an kleinen Kaffeefeldern und privaten Rösterei und die Aussicht vom
„Highway“ war atemberaubend. So viele schöne Bilder sausten da
an einem vorbei, dass ich vergaß zu Fotografieren.
Vom Highway ging es auf eine schmale
Sandpiste, wie geschaffen für den Tojota Land Cruiser. In
Deutschland habe ich Leute belächelt, die sich große Jeeps und
Ofrouder für die Stadt kauften, hier waren sie das einzig
zuverlässige Vehikel.
Angekommen im Dorf, das der Probstsitz
der Region war, wurden wir wie bis jetzt überall in PNG herzlich
empfangen. Dann Schaute ich mir das Dorf an. Zu sehen waren ca. 20
Häuser und eine Kirche mit angeschlossener Schule. Die Häuser
bestanden wie für die Highlands aus geflochtenen Wänden und
Strohdach, daneben gab es auch Holzhäuser und die kleine
Missionsstation, in dessen Garage sich ein echtes Juwel der
Missionsarbeit vor Ort verbarg.
Ein uralter gut reparierter Traktor,
den katholische Missionare schon aufgegeben haben und der dann nach
langem Stehen vom neuem Pastor repariert wurde. Nun rackerte er wie
neu die „Bugglpistenakker“ und mähte, pflügte, eggte und was es
noch alles braucht um Buschland urbar zu machen. Ich durfte auch mal
eine bahn mähen, was bei den meterhohen Ameisenhaufen, die sich im
Schneidgras verbargen, keine leichte Aufgabe war, dafür ein echtes
Erlebnis. Highlight Nummer eins: mit einem totgesagtem Traktor durch
undurchdringliches Buschland zu walzen und es der Urbarmachung näher
zu bringen.
Nach der kleinen Fahrstunde mit dem
Landmaschienen-Ofrouder. Wurden wir zum „Mumu-“ einräumen
gerufen. Mumu ist Tok-Pidgen und Bedeutet, dass man Süßkartoffeln,
Wurzeln, Fleisch und Blattgemüse in einem Erdofen gegart, alles
natürlich ganz natürlich ohne zu würzen. Das tut man in PNG nicht.
Zuerst macht man ein Feuer und erhitzt
Steine aus einem Fluss, die eignen sich besser als Feldsteine habe
ich mir sagen lassen. Dann gräbt man ein Loch und füllt den Boden
mit ein Paar Steinen aus und bedeckt sie mit Palmblättern. Danach
kann man den Erdofen mit dem Grillgut einräumen. Die Schichten
werden durch weitere Palmblätter getrennt und mit ein paar weiteren
Steinen ergänzt, besonders die Schichten mit dem Fleisch. Es wird
fast zuletzt eingeräumt, nur noch von etwas Kumu-Blattgemüse
abgedeckt. Dann wird alles mit Palmenwedeln und ganz oben einem
Reissack oder einer Folie abgedeckt und mit Erde befestigt. Oben wird
die Erde an die Ränder geschaufelt und ein Handtellergroßes Loch in
die Abdeckschicht geschnitten. Dort füllt man bei einem „nassem“
Mumu Wasser ein, was von den Steinen verdampft wird und so eine Art
Dampfgarer entstehen lässt. Bei einem „Mumu drai“ lässt man das
Loch und das Wasser weg. Fertig. Das Ganze sollte mindestens eine
Stunde Backen.
Ich hatte an dem Tag nur gefrühstückt
und mittlerweile war es später Nachmittag geworden. Es roch
verführerisch nach Mumu und man freute sich auf das Festessen das u
ehren vom neu angekommenen Sohn und mir veranstaltet wurde. Eine
große Ehre. Die nur noch davon getoppt wurde, dass wir
Neuankömmlinge als erstes die größte Portion bekamen und in der
Familie willkommen geheißen wurden. Gegessen wurde mit der Hand,
oder mit dem Taschenmesser. Glücklicherweise hatte man an Salz für
die Neuen gedacht. Fast verhungert wie wir waren hauten wir für
deutsche Verhältnisse ordentlich rein, aber das ist noch überhaupt
gar nichts im Vergleich zu unseren Gastgebern. Der Papa der Familie
ging mir knapp bis zu den Schultern und war recht schlank, trotzdem
schaufelte er fast doppelt so viel in sich hinein. Und der
Premierminister soll mal eine ganze Wäschewanne voll Mumu vertilgt
haben. Auf meine Frage wie er das gemacht habe, sagte mir der Papa,
es sei alles eine frage der Technik. Man(n) sollte aufrecht im
Schneidersitz essen und sich ruhig Zeit lassen.
Ich probierte es. Schaffte tatsächlich
noch eine Hühnerbrust, aber unsere Wanne war immer noch halbvoll.
Den Rest verschenkten wir an die Familienmitglieder, die noch nicht
so viel hatten. Das ist so Sitte, wer genug hat gibt seiner (neuen)
Familie ab. Und zur Feier des Tages gab es dann noch selbst
mitgebrachten Orangensirup. Ein echt neuguinisches Festessen!
Ich bewundere die freundliche
Gastfreundschaft und herzliche Lebensart der Neuguinis, so etwas habe
ich außer in meiner eigenen Familie noch nie erlebt und da bin ich
ja kein Fremder!
Das erlebt man nicht als Kreuzfahrer
oder Hoteltourist, egal wie teuer die Fahrt ist. Für so etwas muss
man in den Busch fahren und sich mit den Leuten unterhalten. Man
braucht Connections.
Ich bin überglücklich und dankbar,
dass meine Pastorenfamilie mir einen solchen Einstig in die
Dorfkultur der Neuguinis ermöglicht hat.
Um den Tag perfekt zu machen, ging die
Sonne am Abend filmreif über den Bergen, die das Tal begrenzen,
unter und bescherte einen perfekten Abgang in rot, rosa und Orange.
Nach einem solchem Tag fällt es schwer wieder in den Land Cruiser zu
steigen und nach Hause in die Stadt zu fahren. Zum Abschied luden mich die Neuguinis gleich wieder ein. Ich soll gerne wieder vorbeikommen. Das werde ich!