Mittwoch, 9. Januar 2013

Zurück an der Küste

Weihnachten an der Küste

Am 16.12.12 sind die zwei Freiwilligen Philipp und Tim von der Küste und ich in ein PMV (Überlandbuss) gestiegen und mit ca. 20 Neuguinis fröhlich den Highway runter nach Madang gefahren.
Die Fahrt war schon ein kleines Highlight für sich. Den Weg bis Unkarumpa, dort wo ich den 1. Advent erlebt habe, kannte ich ja schon. Aber danach kommt man aus den Highlands heraus und fährt durch das Ramutahl und Durch die Hügel an der Küste.
Das Ramutahl ist nach dem Fluss Ramu benannt der sich tief in die lehmige Erde dort gefressen hat. Im Tal lebst wird viel Landwirtschaft betrieben: Zuckerrohranbau, Ölpalmen und etwas Rinderzucht. Die Große Firma dort heißt Ramusugar, oder Ramuoil. Sie Gehört zu den größten in PNG. Ich habe schon Viel schlechtes über den Anbau von Ölpalmen gehört. Beispielsweise wie auf den Philipinen, wo sie den Regenwald roden und „degenerierte“ Flächen zu Nutzflächen mit Monokulturen ummodeln. Darum fahre ich mit gemischten Gefühlen an den Reichen immer gleich aussehenden Palmen vorbei. Den Menschen von Ramus hat die Landwirtschaft Arbeit gebracht und wohl auch Infrastruktur, denn die Straßen hier sind besser als auf dem ganzen Highway sonst.
Nach dem Ramutahl kommen wir in einen Lidstrich, der mich an das Auenland vom „Herrn der Ringe“ erinnert. Kleine grüne Hügel und etwas Buschwerk, nur die Bananen und Kokospalmen stören das Bild. Hier beginnt der Kokosgürtel, der sich fast ohne Lücken einmal komplett um Neuguinea schließt. Überall au der Insel werden Kokospalmen angebaut oder sie wachsen dort wild.
Mit Tim eine Kaukau (Süßkartoffel) im PMV essen.
Auch die Häuser sehen anders aus als in den Highlands. Hier bauen die Leute auf Stelzen um dem sinnflutartigen Regen zu trotzen, der hier alle Nas´lang fällt. So auch heute. Zwischenzeitig kann man kaum sehen und die Straße wird auch wieder schlechter, nachdem wir das Ramutahl verlassen haben. Je schlechter die Straße, desto wilder die Natur. Wir fahren nun durch mit Regenwald bestandene Hügel (muss ich sagen, denn hier sind wir lange unter 1000m der Highlands). Grün in allen Schattierungen umgibt uns. Ich sehe Vögel kreisen und Versuche zu erkennen um was es sich handelt. Wahrscheinlich ein Papagei, oder so, sagt der Fahrer. Wir halten immer mal wieder an und nehmen einzelne Leute mit zum nächsten Markt, die am Highway in fast jeder kurve zu finden sind. Kleine Stände aus Bambus an denen es meist Gurken, Kumu (Blattgemüse), und Maggibrühwürfel gibt. Am Guten Märkten gibt es dann noch warme in Fett gebratene Brötchen und Mangos.
Unsere Fahrt durch den Djungel endet abrupt an einem Fluss. Hier sollte eigentliche eine Straße sein. Komisch! Wir sind nicht die einzigen und Steigen aus um uns mit den anderen Gestrandeten die überflutete Straße anzusehen. Auf beiden Seiten stehen die kleinen PMV-Busse und einige LKW´s mit Kokosnüssen oder noch mehr Leuten. Man beredet was zu tun sei, aber so richtig tun will dann keiner. Schließlich entscheiden die mutigen Landcruiserfahrer durch den Fluss zu fahren. Ein paar Neuguinis gehen voran und erkunden wo die Straße gewesen ist. Die Landcruiser schaffen es. Also versuchen es auch ein paar andere. Langsam kommen die Schlangen von Autos auf beiden Seiten in Fahrt. Wir stellen uns an den Fluss und winken im Reißverschlussverfahren die Autos von beiden Seiten rüber und ordnen das Chaos. Philipp ein Freiwilliger von Karkar nimmt die Sache in die Hand. Er war schließlich bei der Feuerwehr!
Irgendwann hat sich der Verkehrsknoten gelöst und wir steigen auch wieder ein. Die Fahrt geht weiter. Nun fast ereignislos bis wir in Madang ankommen. Dort werden Wir von Pastor Hans aus Amron Abgeholt. 20 Minuten später schmeißen wir unsere Globetrotterrucksäcke in die Ecke von Tim´s Haus und sind froh den ersten Zwischenstopp erreicht zu haben. Ein Anstrengender Tag, obwohl man doch kaum was gemacht hat...
Madangmarket zum Großeinkauf
Am nächsten Tag treffen wir noch Tanja aus Finshhafen und lassen uns von Hans nach Madang fahren. Dort kaufen wir für eine Großfamilie Freiwillige ein und besteigen ein Speedboad nach Karkar- Island.
Das Wetter ist trüb und die Fahrt ist sehr rau. Wir springen mit den fliegenden Fischen um die Wette und kommen nass und durchgeschüttelt am Strand in Karkar an.
Wir werden von Dr. Tanja Ile (aus Itzehoe) abgeholt und fahren mit Sack und Pack nach Gaubin Hostpital, wo die Freiwilligen von Karkar stationiert sind. Sie unterrichten die Kinder der Ärzte und helfen tatkräftig im Workshop des Krankenhauses mit.
Das Krankenhaus hat ungefähr 150 Patienten und 3-4 Ärzte. Die Iles (Chris und Tanja und einen Madagassi Arzt der sich Roger nennt, da man seinen Namen nicht aussprechen kann und hin und wieder einer vom Festland).
Hier werden alle Operationen im nicht sterilen Op durchgeführt erzählt Dr. Chris. Die Lampen des Op sind grade zur Hälfte ausgefallen, oder der Generator will mal nicht anspringen, deshalb braucht er manchmal eine Taschenlampe. Dass es hier nicht steril ist, ist nicht so das Problem. Für die meisten Eingriffe braucht man keine sterile Umgebung. Viel schwerwiegender ist, das die Männer von Hausmeister-Workshop immer die Arzthandschuhe klauen um damit Gartenarbeit zu machen. Später beim Baden sehe ich einen Dreibeinturm im Wasser stehen, der zum Fischen ist, der aus Op-Schläuchen zusammengebunden ist...
Auf Karkar ist das Leben gut. Es ist nur etwas heiß 36°C mit 100% Luftfeuchtigkeit, aber ansonsten ist es traumhaft. Wir gehen jeden Tag schnorcheln im hauseigenem Riff am schwarzem Stand von Gaubin und unternehmen Ausflüge zu den Goudirs. Die Goudirs sind die geheimen Könige von Karkar. Paul und Babara sind ein Neuguini/Aussi-Deutsches Ehepaar, denen eine gigantische, kombinierte Kokos-Kakau-Plantage gehört. Babara führt uns herum und zeigt wie die Kakaubäume in der Baumschule heranwachsen und später in Lücken in der Plantage gepflanzt werden. Hier wird auch Kakau veredelt.
Weiter geht es in die Kokostrocknung. Hier wird die Nusshälfte auf Trockenrosten über einem Feuer aus trockenen Kchalen getrocknet. Das Ergebnis heißt Kobra und schmeckt haargenau wie Bounti. Am Ende der Führung schauen wir uns noch die fertigen Kakauschoten an und gehen in die Kakautrochnung. Dort probieren wir 100% Kakau. Viel besser als jede Zartbitterschokolade!
Besser as Zartbitter: Rohkakau
Eine Kakauschote
Paul Fährt mit uns zum Riffschnorcheln und Tintenfischjagen auf ein Riff vor der Küste. Das Wasser ist kristallklar. Auf dem Riff ist es nur 3-4m tief, aber danach geht es eine Unterwasserklippe ins unbestimmbare Blau des Pazifik hinunter. Ich probiere wie weit ich hinunter tauchen kann, muss aber feststellen dass ich nicht mal mit größter mühe und mehrmaligem Druckausgleich den Grund sehen kann. Das einzige was passiert ist ein kribbeln in den Füßen und der Wunsch ganz schnell wieder nach oben zu kommen. Auf dem Riff leben unheimlich viele Fische. Ich sehe Clownfische, Doktorfische, Kugelfische, bunte Seesterne und viele andere, die ich nicht kenne und einmal sogar einen Hai, der grade noch sichtbar durch mein Sichtfeld schwimmt. Am Ende des Tages haben wir einen großen Tintenfisch mit der Harpune geschossen.
Paradisstrand auf Karkar
Wir besuchen auch ein Dorf, indem das für PNG typische Holzschnitzerhandwerk ausgeübt wird. Ein Dorf wie aus dem Bilderbuch mit türkisfarbenem Meer und weisem Strand. Das ist selten für Karkar. Sonst sind hier die Strände schwarz, weil die Insel eigentliche ein Vulkan ist und das schwarze Vulkangestein hier dominiert. Ansonsten bereiten wir unser Freiwilligen Weihnachten vor. Wir machen eine Ofenente mit Kartoffelklößen, Bohnen und Buttergemüse. Alles frisch und vom Madangmarkt mitgebracht, weil es auf Karkar nur Kokos, Fisch und Buai (Betelnuss) gibt. Hier wächst halt nichts. Unser Weihnachtsessen ist super, aber es fühlt sich trotzdem anders an, nicht wie Weihnachten. Weihnachten ist doch immer kalt und winterlich, aber hier liegen wir am Heiligabend-Nachmittag am Strand und Schauen aufs blaue Meer. Der Gottesdienst ist auch anders. Wir Weißen verkleiden uns als Maria, Josel, Könige, Schafe und Ochs und Esel und singen „Stille Nacht“ auf Deutsch und in der Sprache des dominierendem Stammes auf Karkar. Die Anderen Gruppen in der Gemeinde machen auch etwas vor. Singen, Schauspielen oder ein richtiges „Singsing“ (traditioneller Tanz) mit Kundu-Trommel und Bastrock. Da man hier in PNG bei solchen Gelegenheiten bloß niemanden vergessen darf dauert der „Gottesdienst, der eigentlich keiner ist, fast 3 Stunden.
Unser Weihnachtsbaum mit Geschenken in Gaubin
Nach den Weihnachtsfeiertagen fahren wir nach Madang zurück, auch wieder mit einem offenem Speedboat. Das Wetter ist besser, aber ich bin trotzdem nasser, wegen den hohen Wellen vor der Küste.
In Madang wollen wir einen Tauchkurs machen, aber der Tauchlehrer steckt auf Fidji fest und so machen wir Ferien in Amron bei Tim im Haus und fahren zum Baden ins Jais Alben Resort. Dort kann man herrlich unter sonnenschirmchen sitzen sich über den einheimischen Tuch dort freuen und sein Weißsein mit einem kühlem Bier feiern. Wir treffen nur fette Weiße und ein paar snobbige Neuguinis. Aber da es grade nicht anders geht machen wir das Beste daraus und schnorcheln nach dem versenktem Wrack eines Bombers, das im Weltkrieg II hier abgeschossen wurde. Ich glaube es ist ein Japanisches Flugzeug, aber sich bin ich mir nicht.
Und Irgendwann ist auch wieder Silvester. Wir Freiwilligen feiern mit den Missionarys und Ärzten die aus dem deutschsprachigem Ausland kommen in Alexishafen, dort wo auch der Retreat war. Wir Wechseln uns mit dem Kochen ab. Spielen mit den Kids und bereiten den Festabend vor. Es gibt ein Programm für das jede Familie ein musikalischen Beitrag oder ein Spiel vorbereitet hat und am Ende mache ich um 12 Uhr eine kleine Feuershow. In PNG gibt es überhaupt kein Feuerwerk. Ich habe sonst immer Silvester im Pulvernebel verbracht, aber diesmal gibt es bloß ein paar am Knallfrösch von Goudirs. :)

Feuershow






Das Neue Jahr wird entspannt begangen und am 4. Fahre ich wieder zurück nach Goroka.
Was für Geniale Weihnachtsferien!