Montag, 22. Oktober 2012





Kurzwanderung durch Welten

Fritagmittag in der Teepause spricht mich Morice mit seinem unvergleichbarem Aussi-Akzent an und fragt, ob ich Lust hätte mit ihm den Westteil von Goroka zu besichtigen. Es ginge ein wenig den Highway entlang.
Klar, ich bin dabei, könnte spannend werden!
Samstag gegen 13 Uhr sind wir losgestiefelt. Morice voran ich hinterher. Am Gorokamarkt vorbei und auf den Highway.
Der Highway ist die Verbindung von Hagen in den Westernhighlands nach Goroka (Easternhighlands), nach Lae und schließlich nach Madang. Für den Weg von Goroka nach Madang fährt man gute 7 Stunden. Man darf sich den Highway in PNG nicht so vorstellen wie einen Highway in den USA, oder eine Straße in Europa. Das wäre ein Fehler. Der Highway ist die Größte Strecke mal geteert gewesen, aber Witterung und Erdbeben haben ihn in einen Zustand von einer mal staubigen mal metertiefen vermatschten Piste verwandelt (erfordert Tojota Landcruiser). Teer ist eine Seltenheit. Dazu ist er überseht mit metertiefen Schlaglöchern (Pothouls), die teils witterungsbedingt sind, teils aber auch durch Einheimische aufgebuddelt wurden, um von steckenbleibenden Fahrzeughaltern Geld zu erpressen. Trotz allem ist er die Lebensader der Highlands.
Den Highway entlang zu gehen ist nicht ungefährlich. Außerhalb Gorokas rasen die LKW-Fahrer den Highway entlang, weil sie so über die zahlreichen Schlaglöcher hinwegfliegen. PMV´s (Private Motor Vehikel) müssen meisten drum herumfahren und blockieren häufig die Straße. Gefährliche Unfälle sind da vorprogrammiert.
Wir kommen an einer halb eingebrochenen Brücke entlang, die mit zwei Sandhaufen, je einen auf jeder Seite, zur einspurigen Brücke gemacht wurde. Für PNG-Verhältnisse eine gute Absperrung. Es kommt auch vor das solche Abgründe nicht abgesichert werden. Links und rechts der Brücke geht es 6-8m tief in einen kleinen Fluss. Aus dem klaffendem Loch ragt die Wasserleitung, die Westgoroka mit Gebirgswasser versorgt, festgebunden an die freischwebende Fahrbahnbegrenzung.
Weiter den Highway entlang kommen wir an Kaffeefeldern und vielen kleinen Buaiständen vorbei und am Krematorium von Goroka. Das Geschäft boomt. Wegen der streitlustigen Highländer und der vielen Unfälle auf dem Highway. Es gibt natürlich auch normale Alterstode......

Ich bewundere die wunderschöne Landschaft und schaue in die kleinen Gärten und Siedlungen. Überall sitzen Leute und reden kariert oder arbeiten vor sich hin. Kinder Spielen und rennen auf der anderen Seite des Zauns neben uns her. Als wir in sicherer Entfernung sind rufen sie „Apinun!“, lachen und laufen schnell weg. Weiße gehen hier selten zu Fuß (entlang). Ein schöner Moment, aber es geht weiter. Morice ist im australischem Buschland aufgewachsen und ist sein Leben lang im Busch umhergezogen, auf Pferden und zu Fuß. Ein richtiger Trapper! Und er hat einen schnellen, gleichmäßigen Schritt drauf, sodass ich nur wenig Fotos machen kann, weil er unbeirrt weitergeht. Das Land hier kennt er gut.
Wir machen in einem katholischem Tagungshaus Rast und treffen einen Priester von Buka-Island. Die Leute von Buka sind ganz schwarz, aber manchmal gibt es welche mit strohblonden kreuseligen Haaren. Ungefärbt. Eine Laune der Natur. Unser Gesprächspartner ist schwarzhaarig und erzählt uns von seiner Gemeinde, inder sie eine alte Fliegerbombe als Glocke haben, und Morice erzählt wie er und ein paar Freunde mal ein Flugfeld mit alten Blindgängern aus dem 2. WK freigesprengt haben. Bombe hinlegen, Gras drumherum anzünden und schnell wegrennen. Das Problem an der Sache ist, wenn sie nicht hochgeht und einer zum nachschauen hingehen muss....
Die Pause ist schnell vorbei.Morice hat bloß ein Packet für seine katholischen Brüder abgegeben und wir gehen den Highway ein Stück zurück.
Auf halber Strecke führt ein steiler Weg hinauf zur Goroka Univertiti. Vom Bergkamm, auf der die Universität steht hat man einen tollen Ausblick auf die eine Hälfte des Gorokatals. Hier war mal der erste Flughafen/Landepiste von Goroka erzählt mir Morice. Er ist nicht der Jüngste, aber auf dem steilem Weg nicht aus der Puste geraten. Ich war stark aus der Puste und musste sehen wie ich hinterher kam. Deswegen und weil Morice ein Universalgelehrter ist, ist das Gespräch während unser Wanderung sein Part.
Hinter der Universität schlagen wir uns in die Büsche. Wir gehen durch ein paar Siedlungen und wollen uns den Weg zu einem kleinem Wasserfall durchfragen.
Wenn man über Goroka hinwegfliegt sieht man viel Buschland und Steile Berge und darin eingebettet liegt der Flughafen und die Stadt drumherum. Man glaubt eigentlich nicht das drumherum an den steilen Bergen so viele Siedlungen sind. Die Leute, die hier wohnen, können sich das Grndstück in der Stadt nicht leisten oder besitzen hier schon lange Land, das sie bewirtschaften. Hier Wachsen Bananen, Kaffe, Erdnüssen, Kaukau (Süßkartoffeln), Blumen und vieles mehr. Die Highlands sind wegen ihrer vulkanischen Vergangenheit sehr fruchtbar und man braucht nur etwas in die Erde zu stecken und zwei Wochen danach kann man schon ernten. Das Pflanzenwachstum ist hier durch tropischen Regen und Sonne sehr beschleunigt.
Morice fragt bei ein paar biertrinkenden Jugendlichen nach dem Weg.  Die Antwort: „Geht die Straße entlang und dann bei den zwei Bäumen musst du den Trampelpfad nach unten.“ Klarer Fall, bloß welcher Baum? Morice war hier schon mal und versucht sich zu erinnern. Irgendwann nehmen wir einfach einen Weg. Nach unten. Ein Steiler Abstig vom Bergkamm führt uns in eine kleine Kaffeplantage. Hier sehen wir die traditionellen Highlandhäuser aus Flechtwerkmatten mit Grasdächern. Es gibt runde Hütten und quadratische, welche mit einem Mittelpfosten und welche mit zweien. Ich kann mein Glück kaum fassen, so mir nichts dir nichts in eine so schöne Siedlung zu platzen. Leider konnte ich dort nicht wild herumfotografieren. Das kam mir einfach geschmacklos vor und voll Touri....

Die Leute Hier können es auch kaum fassen und alle schauen uns nach. Uns begegnen Kinder, die winken und lachen und sich einen Jux daraus machen. Und wir begegnen Jugendlichen, die eindeutig mürrisch sind, weil da zwei Fremde ihre Straße entlang gehen. Männer sehen wir wenige und Frauen fast gar keine, weil die Männer arbeiten und die Frauen im Haus sind, oder sich verstecken :).
Mittlerweile haben wir uns ein wenig verirrt. Wie sehen und hören keinen Fluss. Aber der muss hier doch irgendwo sein? Wir fragen uns weiter durch und begegnen vielen Gesichtern. Fast alle freuen sich, wenn man sie grüßt und es wird fröhlich zurück gegrüßt. Kinder kommen angerannt und schütteln einem die Hand. Händeschütteln und Grüßen ist hier sehr wichtig und wird viel freundlicher und häufiger als in Deutschland zelebriert, wie ich schon berichtet habe.
Irgendwann kommen wir an einen kleinen Fluss. Dem folgen wir bergabewerts folgen und stoßen auf einen großen, reißenden Strom. In der Regenzeit würde man wahrscheinlich nicht herüberkommen aber jetzt geht es grade noch.

Überall baden Kinder und Frauen waschen Kleidung. Man amüsiert sich über die Versuche der beiden weißen Langnasen trockenen Fußes über den Fluss zu gelangen. Irgendwann habe ich es satt und steige in das herrlich erfrischende Wasser, mit Wanderstiefeln.... Am anderen Ufer quatscht es bei jedem schritt und Wasserfußabdrücke hinterlassend klettern wir die steile Böschung hinauf. Am Fluss war eine Stimmung wie auf einem Volksfest. Lachen, Spielen, Schwatzen. Hier auf dem Hang war es still. Man hört die Grillen zirpen und entfernt ein paar Zikaden, das Gras wird sanft von einem warmen Wind gestrifffen.
Ich schaue mich um, während Morice wie eine Uhrwerk seinen Schritt beibehält und einen schmalen Pfad entlangschreitet. Wir passieren ein Kaukaufeld von der Größe eines Fußballfeldes. Hier schweift der Blick über die ordentlichen Erdhaufen, indenen die Süßen Kartoffeln wachsen.
Am Ende des Feldes Steht ein strohgedecktes Farmerhaus, aus dessen Dachöffnung sich Rauch kringelt. Friedlich.

Wie schon auf der ganzen Wanderung verweilen wir nicht. Eine Banane im Laufen reicht als Stärkung. Es ist Nachmittag geworden. Die Temperatur steht bei geschätzten 33°C, Die Sonne scheint und die Luft flimmert ein wenig auf dem staubigem Weg. Wir gehen weiter bergab und folgen unserem Trampelpfad, der jetzt ein Weg und weiter vorne schon eine Sandpiste wird. Bald hat uns die Zivilisation wieder. An einem Bewachtem Compound vorbei; Ich sehe meine erste Kuh in PNG. Sie sieht fast wie eine indische Kuh aus. Ob die auch heilig ist?
Weiter die Straße entlang. Dort wo die Straße steiler den Berg hinabführt sehe ich Asphalt und weitere Häuser.
Plötzlich stehen wir vor dem „Pazifik Garden Compound“ des Ministers und wenig später kommen wir die Straße zum „Raunraun-Theater“ und dem Gorokamarkt entland. Wie sind wieder da, wo wir heute gestartet sind. Es ist 15:30 Uhr. Was für ein Nachmittag!





Dienstag, 9. Oktober 2012

Perle der Südsee

International Retreat

Vom 5. bis 8. Oktober 2012 ist das internationale Familien Retreat der Entwichklungshelfer der Kirchen in PNG.
Dieses Jahr war es in Alexishafen in der Nähe von Madang an der Nordküste von PNG. Wir, das heißt die „Highlander“ aus Goroka und Bans, trafen uns am 5. Oktober am Flughafen in Goroka. Am MAF (Mission Airviation Fellowship, www.maf-deutschland.de) – Terminal/Blechhütte wogen wir uns und unser weniges Gepäck, denn wir flogen in einem recht kleinem Flugzeug, genauer einer De Havilland DHC 6 300 Twinotter (wikipedia.org/wiki/De_Havilland_Canada_DHC-6), eines der legendären Buschflugzeuge der kanadischen Bergwacht. Die christliche Fluglinie betreibt davon mindestens zwei in PNG und ein paar kleinmotorige Chesna.

Die Beiden Piloten waren mir sofort sympathisch. Ein ewig lachender und lächelnder Australier und ein junger, süddeutscher Pilot sollten uns fliegen. Doch erst mal gab es Probleme mit der Starterlaubnis, denn das Wetter am Morgen in Goroka war regnerisch und tief bewölkt. Wir riefen unsere Zwischenlandeplätze in Wasu und in Kainantu an. Doch die Antworten waren ernüchternd. Im Dorf Wasu regnete es so stark das man die Hand nicht vor Augen sah und in Kainantu hingen die Wolken auf nur ein paar hundert Meter und es regnete in Strömen.
Trotzdem beschlossen wir zu starten. Denn es sollte sich noch aufklaren. In den Highlands Richtung Küste war es noch einigermaßen ruhig, einige Turbulenzen, aber das ist halt so in den Highlands. Je weiter wir jedoch zur Küste vordrangen, desto regnerischer wurde es. Ein richtiges Unwetter! Und das arme Flugzeug samt Fracht wurde kräftig durchgeschüttelt und von der malerischen Landschaft der Bismarksee sahen wir auch nichts.
Schließlich beschlossen die Piloten „So ging es nicht weiter,“ und in Lae zwischenzulanden und abzuwarten. Für alle, die noch nicht in Lae waren: Lae-International-Airport-Nadzab ist eine Halle mit ein paar Schaltern und einem „Terminalrestaurant“; nichts besonderes.
 Nach eineinhalb Stunden ging es dann immer noch im Regen, aber mit schon viel hellerem Himmel weiter. Nun begann der abenteuerlichste Abschnitt des Fluges. Wir Steuerten auf Wasu zu, einem kleinem Dorf an der Küste, doch wegen der niedrigen Wolkendecke und dem Dauerregen konnten die Piloten nichts sehen. Wir flogen einige Schleifen über der Küste und hielten Ausschau. Dann plötzlich sahen die Piloten einen Bekannten Küstenabschnitt unter uns und gingen Steil tiefer schraubten sich bis eben über den Palmenwipfeln und plumpsten punktgenau auf den „Airstrip“ Wasu dem Fußballplatz der Schule. Doch damit nicht genug, dieser Platz war ja schon eine feuchte Wiese, aber mit den ganzen Regen eine knietiefe Pfütze. Trotzdem schafften es die Piloten schlittert vor den Hütten zu halten.
Wir beklatschten sie wild in unserer Erleichterung sicher gelandet zu sein. Und ich bin echt beeindruckt was für eine Musterlandung die Piloten bei schwierigsten Bedingungen auf dieser Piste hingelegt haben. Respekt!
Wir luden schnell den Arzt und seine nepalesische Frau samt Sohn ein und flogen zum nächsten Dorf, bei dem wir, bei schon ein wenig besseren Bedienungen, das Manöver wiederholten.
Auf unserem letztem Flugabschnitt nach Madang war das Wetter wieder OK, als wenn nichts gewesen wäre.
Dort wurden wir Begrüßt und es ging noch 20 min durch Palmenwald nach Alexishafen. Wunderschön gelegen auf einer Halbinsel ist das Tagungszentrum eine Perle des Pazifik mit, recht komfortablen Zimmern und ausgezeichnetem, abwechslungsreichem Essen. Dort begegnete ich zum ersten mal anderen Volontaire und kam schnell mit ihnen ins Gespräch.
Unsere Aufgabe war die Kinderbetreuung während sich die Erwachsenen Vorträge über Resilienz und Resistenz anschauten und Gruppendiskussionen machten. Zum Essen trafen sich alle und berichteten, was sie erlebt hatten. Am Abend saß man noch zusammen und trank die eine oder andere Cola oder Kokosnuss.
Am Sonntag fuhren alle Kinder, da zwei genau auf dem Wochenende Geburtstag hatten, an den Strand der Malalu-Plantation und wir Voluntaire hängten uns dran. Ein unvergesslicher Nachmittag an einem schwarzem Kiesstrand mit toller Brandung, Kokospalmen, großartigem Blick auf Karkar-Island und dem pazifischen Ozean.
Ich Deutschland hatte ich immer gesagt, dass ich erst angekommen in PNG gleich die nächste Palme erklimme und eine Nuss ernte, doof nur, dass es in Goroka keine Kokospalmen gab. Also musste es an der Küste nachgeholt werden. Kokosnüsse ernten ist ganz schöne Arbeit. Man muss erst auf die Palme rauf, um frische Kulau-Nüsse (Pdg: Grüne Kokusnuss im Gegensatz zur „Drai-Kokosnuss, wie sie in Dt. ankommt) zu bekommen, und dann muss die dicke Faserschicht ab und wenn man das alles geschafft hat, hält man eine knochenkarte Nuss in Händen.


Mein erster Versuch die Nuss zu „Knacken“ bestand darin mit meinem Taschenmesser ein Loch zu bohren, auszutrinken und sie auf einen angeschwemmten Baumstamm zu legen,um sie mit einem Knüppel zu bearbeiten. Die Nuss platzte in alle Richtungen auf und ich hatte Kokossplitter, aber das geht doch besser und eine Nuss für 6 Personen ist zu wenig!
 Also schnell die nächste Nuss mit einem spitzem Baumstamm geschält und nun (mit dem Rat der Voluntaire von der Küste und einem Stein) präzise auf die „Narben“ der Nuss geschlagen. Violá, perfekt gespalten! So konnte man sich die Kokusnüsse schmecken lassen.
Am Abend gab es die Abschlssgala, für die mehrer Leute Spiele, Musikbeiträge und Theater vorbereitet hatten. Sehr lustig, sehr gesellig! Ich selbst beteiligte mich mit einer Poifeuershow zum Abschluss.
Am nächsten Morgen ging es wieder früh zum Flugplatz, diesmal bei strahlendem Sonnenschein, und zurück über die Dörfer und die grandiose Landschaft von der Küste bis ins Hochland.
Ein gelungenes Wochenende!