Kurzwanderung durch Welten
Fritagmittag in der Teepause spricht
mich Morice mit seinem unvergleichbarem Aussi-Akzent an und fragt, ob
ich Lust hätte mit ihm den Westteil von Goroka zu besichtigen. Es
ginge ein wenig den Highway entlang.
Klar, ich bin dabei, könnte spannend
werden!
Samstag gegen 13 Uhr sind wir
losgestiefelt. Morice voran ich hinterher. Am Gorokamarkt vorbei und
auf den Highway.
Der Highway ist die Verbindung von
Hagen in den Westernhighlands nach Goroka (Easternhighlands), nach Lae und schließlich
nach Madang. Für den Weg von Goroka nach Madang fährt man gute 7
Stunden. Man darf sich den Highway in PNG nicht so vorstellen wie
einen Highway in den USA, oder eine Straße in Europa. Das wäre ein
Fehler. Der Highway ist die Größte Strecke mal geteert gewesen,
aber Witterung und Erdbeben haben ihn in einen Zustand von einer mal
staubigen mal metertiefen vermatschten Piste verwandelt (erfordert Tojota
Landcruiser). Teer ist eine Seltenheit. Dazu ist er überseht mit
metertiefen Schlaglöchern (Pothouls), die teils witterungsbedingt
sind, teils aber auch durch Einheimische aufgebuddelt wurden, um von
steckenbleibenden Fahrzeughaltern Geld zu erpressen. Trotz allem ist
er die Lebensader der Highlands.
Den Highway entlang zu gehen ist nicht
ungefährlich. Außerhalb Gorokas rasen die LKW-Fahrer den Highway
entlang, weil sie so über die zahlreichen Schlaglöcher
hinwegfliegen. PMV´s (Private Motor Vehikel) müssen meisten drum
herumfahren und blockieren häufig die Straße. Gefährliche Unfälle
sind da vorprogrammiert.
Wir kommen an einer halb eingebrochenen
Brücke entlang, die mit zwei Sandhaufen, je einen auf jeder Seite,
zur einspurigen Brücke gemacht wurde. Für PNG-Verhältnisse eine
gute Absperrung. Es kommt auch vor das solche Abgründe nicht
abgesichert werden. Links und rechts der Brücke geht es 6-8m tief in
einen kleinen Fluss. Aus dem klaffendem Loch ragt die Wasserleitung,
die Westgoroka mit Gebirgswasser versorgt, festgebunden an die
freischwebende Fahrbahnbegrenzung.
Weiter den Highway entlang kommen wir
an Kaffeefeldern und vielen kleinen Buaiständen vorbei und am
Krematorium von Goroka. Das Geschäft boomt. Wegen der streitlustigen
Highländer und der vielen Unfälle auf dem Highway. Es gibt natürlich auch normale Alterstode......
Ich bewundere die wunderschöne
Landschaft und schaue in die kleinen Gärten und Siedlungen. Überall
sitzen Leute und reden kariert oder arbeiten vor sich hin. Kinder
Spielen und rennen auf der anderen Seite des Zauns neben uns her. Als
wir in sicherer Entfernung sind rufen sie „Apinun!“, lachen und
laufen schnell weg. Weiße gehen hier selten zu Fuß (entlang). Ein
schöner Moment, aber es geht weiter. Morice ist im australischem
Buschland aufgewachsen und ist sein Leben lang im Busch umhergezogen,
auf Pferden und zu Fuß. Ein richtiger Trapper! Und er hat einen
schnellen, gleichmäßigen Schritt drauf, sodass ich nur wenig Fotos
machen kann, weil er unbeirrt weitergeht. Das Land hier kennt er gut.
Wir machen in einem katholischem
Tagungshaus Rast und treffen einen Priester von Buka-Island. Die
Leute von Buka sind ganz schwarz, aber manchmal gibt es welche mit
strohblonden kreuseligen Haaren. Ungefärbt. Eine Laune der Natur.
Unser Gesprächspartner ist schwarzhaarig und erzählt uns von seiner
Gemeinde, inder sie eine alte Fliegerbombe als Glocke haben, und
Morice erzählt wie er und ein paar Freunde mal ein Flugfeld mit
alten Blindgängern aus dem 2. WK freigesprengt haben. Bombe
hinlegen, Gras drumherum anzünden und schnell wegrennen. Das Problem
an der Sache ist, wenn sie nicht hochgeht und einer zum nachschauen
hingehen muss....
Die Pause ist schnell vorbei.Morice hat
bloß ein Packet für seine katholischen Brüder abgegeben und wir
gehen den Highway ein Stück zurück.
Auf halber Strecke führt ein steiler
Weg hinauf zur Goroka Univertiti. Vom Bergkamm, auf der die
Universität steht hat man einen tollen Ausblick auf die eine Hälfte
des Gorokatals. Hier war mal der erste Flughafen/Landepiste von
Goroka erzählt mir Morice. Er ist nicht der Jüngste, aber auf dem steilem Weg
nicht aus der Puste geraten. Ich war stark aus der Puste und
musste sehen wie ich hinterher kam. Deswegen und weil Morice ein
Universalgelehrter ist, ist das Gespräch während unser Wanderung
sein Part.
Hinter der Universität schlagen wir
uns in die Büsche. Wir gehen durch ein paar Siedlungen und wollen
uns den Weg zu einem kleinem Wasserfall durchfragen.
Wenn man über Goroka hinwegfliegt
sieht man viel Buschland und Steile Berge und darin eingebettet liegt
der Flughafen und die Stadt drumherum. Man glaubt eigentlich nicht
das drumherum an den steilen Bergen so viele Siedlungen sind. Die
Leute, die hier wohnen, können sich das Grndstück in der Stadt
nicht leisten oder besitzen hier schon lange Land, das sie
bewirtschaften. Hier Wachsen Bananen, Kaffe, Erdnüssen, Kaukau
(Süßkartoffeln), Blumen und vieles mehr. Die Highlands sind wegen
ihrer vulkanischen Vergangenheit sehr fruchtbar und man braucht nur
etwas in die Erde zu stecken und zwei Wochen danach kann man schon
ernten. Das Pflanzenwachstum ist hier durch tropischen Regen und
Sonne sehr beschleunigt.
Morice fragt bei ein paar
biertrinkenden Jugendlichen nach dem Weg. Die Antwort: „Geht die Straße entlang
und dann bei den zwei Bäumen musst du den Trampelpfad nach unten.“
Klarer Fall, bloß welcher Baum? Morice war hier schon mal und
versucht sich zu erinnern. Irgendwann nehmen wir einfach einen Weg.
Nach unten. Ein Steiler Abstig vom Bergkamm führt uns in eine kleine
Kaffeplantage. Hier sehen wir die traditionellen Highlandhäuser aus
Flechtwerkmatten mit Grasdächern. Es gibt runde Hütten und
quadratische, welche mit einem Mittelpfosten und welche mit zweien.
Ich kann mein Glück kaum fassen, so mir nichts dir nichts in eine so
schöne Siedlung zu platzen. Leider konnte ich dort nicht wild herumfotografieren. Das kam mir einfach geschmacklos vor und voll Touri....
Die Leute Hier können es auch kaum
fassen und alle schauen uns nach. Uns begegnen Kinder, die winken und
lachen und sich einen Jux daraus machen. Und wir begegnen Jugendlichen,
die eindeutig mürrisch sind, weil da zwei Fremde ihre Straße
entlang gehen. Männer sehen wir wenige und Frauen fast gar keine,
weil die Männer arbeiten und die Frauen im Haus sind, oder sich
verstecken :).
Mittlerweile haben wir uns ein wenig
verirrt. Wie sehen und hören keinen Fluss. Aber der muss hier doch
irgendwo sein? Wir fragen uns weiter durch und begegnen vielen
Gesichtern. Fast alle freuen sich, wenn man sie grüßt und es wird
fröhlich zurück gegrüßt. Kinder kommen angerannt und schütteln
einem die Hand. Händeschütteln und Grüßen ist hier sehr wichtig
und wird viel freundlicher und häufiger als in Deutschland
zelebriert, wie ich schon berichtet habe.
Irgendwann kommen wir an einen kleinen
Fluss. Dem folgen wir bergabewerts folgen und stoßen auf einen großen, reißenden Strom. In der Regenzeit würde man wahrscheinlich
nicht herüberkommen aber jetzt geht es grade noch.
Überall baden Kinder und Frauen waschen Kleidung. Man amüsiert sich über die Versuche der beiden
weißen Langnasen trockenen Fußes über den Fluss zu gelangen.
Irgendwann habe ich es satt und steige in das herrlich erfrischende
Wasser, mit Wanderstiefeln.... Am anderen Ufer quatscht es bei jedem
schritt und Wasserfußabdrücke hinterlassend klettern wir die steile
Böschung hinauf. Am Fluss war eine Stimmung wie auf einem Volksfest.
Lachen, Spielen, Schwatzen. Hier auf dem Hang war es still. Man hört
die Grillen zirpen und entfernt ein paar Zikaden, das Gras wird sanft von
einem warmen Wind gestrifffen.
Ich schaue mich um, während Morice wie
eine Uhrwerk seinen Schritt beibehält und einen schmalen Pfad
entlangschreitet. Wir passieren ein Kaukaufeld von der Größe eines
Fußballfeldes. Hier schweift der Blick über die ordentlichen
Erdhaufen, indenen die Süßen Kartoffeln wachsen.
Am Ende des Feldes Steht ein
strohgedecktes Farmerhaus, aus dessen Dachöffnung sich Rauch
kringelt. Friedlich.
Wie schon auf der ganzen Wanderung
verweilen wir nicht. Eine Banane im Laufen reicht als Stärkung. Es
ist Nachmittag geworden. Die Temperatur steht bei geschätzten 33°C,
Die Sonne scheint und die Luft flimmert ein wenig auf dem staubigem
Weg. Wir gehen weiter bergab und folgen unserem Trampelpfad, der
jetzt ein Weg und weiter vorne schon eine Sandpiste wird. Bald hat
uns die Zivilisation wieder. An einem Bewachtem Compound vorbei; Ich
sehe meine erste Kuh in PNG. Sie sieht fast wie eine indische Kuh
aus. Ob die auch heilig ist?
Weiter die Straße entlang. Dort wo die
Straße steiler den Berg hinabführt sehe ich Asphalt und weitere
Häuser.
Plötzlich stehen wir vor dem „Pazifik
Garden Compound“ des Ministers und wenig später kommen wir die
Straße zum „Raunraun-Theater“ und dem Gorokamarkt entland. Wie
sind wieder da, wo wir heute gestartet sind. Es ist 15:30 Uhr. Was
für ein Nachmittag!