Sonntag, 2. Dezember 2012

1. Advent

Kontraste

Am 01.12.12 Bin ich mit dem Gefühl aufgewacht gleich jemanden zu erschlagen Marius hatte die große Weihnachtsstimmung gepackt und musste es mit den extra lauten Boxen um halb sechs Uhr morgens kundtun – Neuguinis stehen früh auf...
Nach einem Frühstück mit selbstgemachter Leberwurst und Mettwurst aus der eigenen Produktion war ich dann für den ersten Dezember gerüstet. Am 30.11 hatten Thomas und ich 25 Kilo Wurst gemacht, viel Mett- und 30 Gläser Leberwurst.

Trotz Marius Musik und der vielen, kitschigen Weihnachtsdekore bei den vielen Läden in der Stadt kommt bei mir nicht so die große Weihnachtsstimmung auf. Irgendwie passt das nicht. Es sind 30 Grad und mehr und ich sehe Palmen und viel Buschland in vollem Grün. Klar, das Weihnachtsstimmung schwer fällt.

Gegen Mittag bekomme ich die SMS: „Sind Eisessen in Goroka. Kommen gleich rum.“ Die Freiwilligen von der Küste kommen für ein Wochenende in die Highlands und wir treffen uns bei einer zünftigen Brotzeit.
Sie wollen am Abend nach Unkarumpa zur der Amerikanischen Missionsstation und das Weihnachtskonzert der Schule sehen. Ich entscheide mich spontan mitzukommen.
Also finde ich mich kurze Zeit später auf der Ladefläche eines Pickups mit fünf weiteren fröhlichen Freiwilligen wieder. Wir düsen so schnell es der Highway mit seinen tückischen Schlaglöchern zulässt hinunter nah Unkarumpa. Auf dem Weg ist viel zu erzählen. Aber immer wieder bricht ein Redeschwall ab, weil ein LKW in Sicht kommt: „Hupen!“ Rufen wir und machen die Hupe, um dem Fahrer zu signalisieren was wir wollen. In neunzig Prozent aller Versuche werden wir mit einer lauten Hupe belohnt und der Fahrer wird bejubelt. Ja, wir habenen unsren Spaß!

Die Landschaft, durch die wir fahren ist atemberaubend. Bewaldete Hänge und kahle Berge wechseln sich mit weiten Ebenen und Kaffeefeldern ab. Je weiter wir uns von Goroka entfernen, desto kahler werden die Berge. Tausende Jahre von Shifting Cultivation hat sie ausgelaugt und das andauernde abbrennen hat ihnen jeden Baum genommen. Übrig geblieben ist Kunaigras, ein buschiges Schneidgras, mit dem die Dächer vieler Häuser gedeckt werden.

Am Highway gibt es dort, wo man gezwungen ist langsamer zu fahren, kleine Bamushütten, bei denen man Navykekse und Gemüse kaufen kann. Überall winken uns die Leute zu. Man wundert und freut sich über die lustige Horde Weißer,die da auf dem Pickup sitzt.

Angekommen in Unkarumpa falle ich aus allen Wolken. Man hat mir zwar erzählt, dass es hier sehr westlich sei, aber auf Little-USA war ich nicht vorbereitet. Wie kann es in so einem wildem Land Kinderwagen und Golfautos geben? Warum gibt es hier Staßenschilder und lamettabehängte Weihnachtsbäume?
Nach meinem ersten Schock gewöhne ich mich daran, dass man hier, wenn man das Tor passiert, in einem Vorort von Washington landet. Unkarumpa ist eine Missionsstation der Amerikaner im Land, die hier zum Bibelübersetzten sind und Sprachstudien der vielen Sprachen in PNG machen.
Wir waschen uns den Staub im Fluss ab, wenigstens das ist normal. Ein Schwimmbad hätte mich überfordert.
Nach dem erfrischendem Bad gibt es deutsches Abendbrot mit echtem Graubrot und Aufschnitt. In PNG fällt es schwer deutsche Brotsorten zu finden. Es gibt meist nur flauschiges Weißbrot. Nach dem Essen geht es gestärkt zum Weihnachtskonzert. Es werden natürlich amerikanische Weihnachtsschlager von der School-Bigband gespielt, ein talentiertes Saxophon-Quatett gibt noch etwas Jazz zum Besten und ein Schulchor schließt mit „We wish you a merry Christmas!“ ab. Verwirrend, bei 33° C, Palmen und ohne Schnee und Weihnachtsärkte!
Aber ich sollte aufhören mich über alles zu wundern. Immerhin bin ich im Land des erwarteten Unerwartetem. Hier kann man nicht wissen, was einem im nächsten Tal, oder Moment, oder hinter der nächsten Ecke passiert.
Wir lassen den Abend in einer gepflegten Spielrunde ausklingen (Munshkin). Und irgendwie ist durch den krassen Weihnachtskontrast der Amerikaner doch Weihnachtsstimmung aufgekommen.
Ich werde bald Kekse backen und Pakete packen und dann ist schon Weihnachten!
Morgen am 1. Advent geht es mit einem PMV (kleiner, überfüllter Tojota/Isutsu-Überlandbus) zurück nach Goroka. Aber wer weiß schon was noch kommt? ;)



MI im Raunraun

 Kino im Raunraun-Theater

Freitag, 30. 11.12, Goroka

Mein Blog liest sich bis jetzt wie eine Urlaubserzählung, um dem Irrglauben entgegen zu wirken, dass ich nur Urlaub mache, gibt es hier etwas von der Arbeit des MI in Goroka.

Am Freitag war im Rahmen des Weltaidstages im Raunraun-Theater in Goroka eine Filmpräsentation zum Thema „Hman Rights“. Gezeigt wurden Filme von Kommunen und Projekten, über Musikunterricht in den Dörfern, Aidshäuser, den Verlust der Traditionen und wie wichtig sie sind.
Das MI wurde dort durch einen Bücherstand vertreten. Wir haben alle Bücher zum Überthema „Human Rights“ mitgebracht und in den Pausen zwischen den Filmen verkauft. Andere NGO´s wie zum Beispiel die australische „Book bilong Pikinini“ (Schulungsprojekt für Kinder), oder die „Lok bilong Pikinini“(Rechte für Kinder) haben sich dort auch präsentiert. Das Filmfest wurde von UNICEF-Human Rights vorbereitet.
Die Botschaft war, dass man seine Rechte kennen soll und danach handeln soll und letztendlich selbst verbreiten soll.
In Papua Neuguinea gibt es noch viele Verstöße gegen die allgemeinen Rechte der Menschen. Viele werden ungefragt verheiratet, geschlagen und zu unrecht eingesperrt. Um dem entgegen zu wirken haben UNICEF und die NGO´s von Goroka ein Wochenende das Raunraun-Thheater gemietet und aufgeklärt und verbreitet. Meiner Beobachtung nach war es ein Erfolg, da viele Neuguinis dort waren und sich bei den NGO´s informiert haben. Für das MI war es auch ein Erfolg, da wir unsere Bücher an den Mann/ Frau gebracht haben und weitere Werbung für das Melanesian Institute gemacht haben.