Kontraste
Am 01.12.12 Bin ich mit dem Gefühl
aufgewacht gleich jemanden zu erschlagen Marius hatte die große
Weihnachtsstimmung gepackt und musste es mit den extra lauten Boxen
um halb sechs Uhr morgens kundtun – Neuguinis stehen früh auf...
Nach einem Frühstück mit
selbstgemachter Leberwurst und Mettwurst aus der eigenen Produktion
war ich dann für den ersten Dezember gerüstet. Am 30.11 hatten
Thomas und ich 25 Kilo Wurst gemacht, viel Mett- und 30 Gläser
Leberwurst.
Trotz Marius Musik und der vielen,
kitschigen Weihnachtsdekore bei den vielen Läden in der Stadt kommt
bei mir nicht so die große Weihnachtsstimmung auf. Irgendwie passt
das nicht. Es sind 30 Grad und mehr und ich sehe Palmen und viel
Buschland in vollem Grün. Klar, das Weihnachtsstimmung schwer fällt.
Gegen Mittag bekomme ich die SMS:
„Sind Eisessen in Goroka. Kommen gleich rum.“ Die Freiwilligen
von der Küste kommen für ein Wochenende in die Highlands und wir
treffen uns bei einer zünftigen Brotzeit.
Sie wollen am Abend nach Unkarumpa zur
der Amerikanischen Missionsstation und das Weihnachtskonzert der
Schule sehen. Ich entscheide mich spontan mitzukommen.
Also finde ich mich kurze Zeit später
auf der Ladefläche eines Pickups mit fünf weiteren fröhlichen
Freiwilligen wieder. Wir düsen so schnell es der Highway mit seinen
tückischen Schlaglöchern zulässt hinunter nah Unkarumpa. Auf dem
Weg ist viel zu erzählen. Aber immer wieder bricht ein Redeschwall
ab, weil ein LKW in Sicht kommt: „Hupen!“ Rufen wir und machen die
Hupe, um dem Fahrer zu signalisieren was wir wollen. In neunzig
Prozent aller Versuche werden wir mit einer lauten Hupe belohnt und
der Fahrer wird bejubelt. Ja, wir habenen unsren Spaß!
Die Landschaft, durch die wir fahren
ist atemberaubend. Bewaldete Hänge und kahle Berge wechseln sich mit
weiten Ebenen und Kaffeefeldern ab. Je weiter wir uns von Goroka
entfernen, desto kahler werden die Berge. Tausende Jahre von Shifting Cultivation hat sie ausgelaugt und das andauernde abbrennen hat ihnen
jeden Baum genommen. Übrig geblieben ist Kunaigras, ein buschiges
Schneidgras, mit dem die Dächer vieler Häuser gedeckt werden.
Am Highway gibt es dort, wo man
gezwungen ist langsamer zu fahren, kleine Bamushütten, bei denen man
Navykekse und Gemüse kaufen kann. Überall winken uns die Leute zu.
Man wundert und freut sich über die lustige Horde Weißer,die da auf
dem Pickup sitzt.
Angekommen in Unkarumpa falle ich aus
allen Wolken. Man hat mir zwar erzählt, dass es hier sehr westlich
sei, aber auf Little-USA war ich nicht vorbereitet. Wie kann es in so
einem wildem Land Kinderwagen und Golfautos geben? Warum gibt es
hier Staßenschilder und lamettabehängte Weihnachtsbäume?
Nach meinem ersten Schock gewöhne ich
mich daran, dass man hier, wenn man das Tor passiert, in einem Vorort
von Washington landet. Unkarumpa ist eine Missionsstation der Amerikaner im Land, die hier zum Bibelübersetzten sind und Sprachstudien der vielen Sprachen in PNG machen.
Wir waschen uns den Staub im Fluss ab,
wenigstens das ist normal. Ein Schwimmbad hätte mich überfordert.
Nach dem erfrischendem Bad gibt es
deutsches Abendbrot mit echtem Graubrot und Aufschnitt. In PNG fällt
es schwer deutsche Brotsorten zu finden. Es gibt meist nur
flauschiges Weißbrot. Nach dem Essen geht es gestärkt zum
Weihnachtskonzert. Es werden natürlich amerikanische
Weihnachtsschlager von der School-Bigband gespielt, ein talentiertes
Saxophon-Quatett gibt noch etwas Jazz zum Besten und ein Schulchor
schließt mit „We wish you a merry Christmas!“ ab. Verwirrend, bei 33° C, Palmen und ohne Schnee und Weihnachtsärkte!
Aber ich sollte aufhören mich über
alles zu wundern. Immerhin bin ich im Land des erwarteten
Unerwartetem. Hier kann man nicht wissen, was einem im nächsten Tal,
oder Moment, oder hinter der nächsten Ecke passiert.
Wir lassen den Abend in einer
gepflegten Spielrunde ausklingen (Munshkin). Und irgendwie ist durch
den krassen Weihnachtskontrast der Amerikaner doch Weihnachtsstimmung
aufgekommen.
Ich werde bald Kekse backen und Pakete packen und dann ist schon Weihnachten!
Ich werde bald Kekse backen und Pakete packen und dann ist schon Weihnachten!
Morgen am 1. Advent geht es mit einem
PMV (kleiner, überfüllter Tojota/Isutsu-Überlandbus) zurück nach
Goroka. Aber wer weiß schon was noch kommt? ;)