Sonntag, 21. April 2013

Upper Assaro

Im Lande der Assaro Mudman

Die Assaro Mudman sind berühmt für ihre Singsing-Kostüme. Sie tragen eine Art Helm aus Ton mit einer gruseligen Geistermaske und beschmieren sich am ganzem Körper mit Asche und weißem Lehm, sodass sie aussehen wie Gespenster. Diese Kostüme haben sie im Krieg gegen ihre Feinde entwickelt, aber nun werden sie nur noch zu traditionellen Tänzen getragen.
Am Wochenende war ich mit Pastorin Verena und der anderen Freiwilligen aus Goroka, Tanja, im Land der Geisterkrieger. Verena musste los einem Pastor bei einem Gottesdienst mit Taufe, Konfirmation, Konfirmationsjubiläum, Hochzeit und Kirchenwiedereingliederung helfen. Das stramme Programm ist nicht selten, da die abgelegenen Dörfer nicht so häufig von ihren Missionarrys besucht werden und sich die guten Happen für den Tag aufsparen.
Am Sonntag den 21.04.13 sind wir mit dem legendärem Landcruiser den Highland-Highway mit seiner bereits erwähnten Straßenqualität in Richtung Norden höher in die Berge gefahren. Nach einer halben Stunde „guter Straße“ sind wir auf eine Bushroad abgebogen und haben Pastor John einen Neuguinipastor eingesammelt. Mit ihm ging es die Schotterpiste etwas 2 Stunden Weiter in die Berge. Immer höher, immer höher lozte John uns durch die Schlaglöcher, bis kaum noch ein Weg zu erkennen war.
Oben am Dorf wurden wir bereits von der ganzen lutherischen Dorfgemeinschaft erwartet. Die Mamas (Pdg.: ältere Frauen, ehrenwerte Frauen) des Dorfes haben grade das große „Mumu“ (Pdg.: ím Erdofen gegartes Gemüse und Fleisch) in die Familienköbe verteilt. Wir wurden stürmisch begrüßt um von vielen Fremden umarmt. Eine witzige, oder nicht witzige Art der Neuguinis ist, dass wenn einen eine alte Mama umarmt, sie meisten einem voll an den Hintern fasst, um zu fühlen wie man so bebaut ist und bei Mädchen, oder Frauen wird gleich der Bauch befühlt, ob schwanger, oder nicht. In den frühen Jahren der Highlandmission wurde den Männern auch ans Gemächt gefasst, weil man durch die Hosen ja nicht wusste wen man hier vor sich hatte. Wilde Sitten!
Die Männer bauen einen Mumu-Hügel
Unsere Begrüßung war herzlich und alle haben sich sehr gefreut, dass wir Freiwilligen mitgekommen sind. Das Dorf liegt eingekuschelt zwischen hohen Bergen auf einer Landnase, die in ein bewaldetes Tal hereinragt. An den Berghängen sind große Gemüsefelder mit Kohl, Karotten, Kaukau (Pdg.: Süßkartoffeln) und viel Neuguinigemüse.
Meine kleine Digitalkamera war der Hit, alle wichtigen und unwichtigen Männer und Familien haben sich fotografieren lasen, während wir die Vorbereitungen des Endlosgottesdienstes abgewartet haben.
Die Dorfjugend bettelt drum fotografiert zu werden
Neuguinis können gut warten und auf dem Dorf hat man noch mehr zeit als irgendwo sonst. So kann man pünktlich eine bis zwei Stunden nach der Zeit anfangen. Wir haben die zwei Stunden gewartet. Bis die Frauen das Mumu direkt neben der Freilichtkirche eingeräumt hatten und alles mit Bananenblättern und Erde überdeckt war. Dann noch den Altar aus der kleinen Kirche holen und planen und weitere Bananenblätter als Sitzgelegenheit verteilen.
Dann konnte es losgehen. Mit Gitarren und einer „Kundu“ (Pdg.: neuguinische, traditionelle Trommel) begleitet wurden erst mal ein paar Lieder gesungen, um die Gemeinde auf Kirche einzustimmen. Das finde ich eigentlich eine Schöne Sitte! Man kommt in die Kirche und es wird gesungen und man kann sich in ruhe hinsetzten und mitsingen und den Alltag ausblenden.
Dann wurden die neuen Pastoren und Freiwilligen kurz vorgestellt und die Zeremonie zur Wiedereingliederung von fünf Gemeindemitgliedern startete, gefolgt von zwei Hochzeiten.
Gottesdienst bei Nieselregen
Im Trausegen heißt es: Verbunden in Art des Dorfes und nun vor Gott. Es wird erst mit dem Dorf eine Hochzeit gefeiert, sozusagen standesamtlich und dann in der Kirche wenn es passt. Kann aber auch heißen, dass die Braut von ihrem speziellem Freund hinter den Busch gezogen wurde und ein Kind erwartet wird und sie nun heiraten müssen damit sie das Kind behalten kann und nicht an entfernte Verwandte abgeben muss, damit der Haussegen wieder grade hängt. Gibt beides und jede Abstufung zwischen den beiden Möglichkeiten.
Hier war es wohl alles in Ordnung und es wurde fröhlich gehochzeitet, dann noch schnell elf Kinder Taufen und die Konfirmation von drei Jugendlichen und das Konfirmationsjubiläum von zwei alten Mamas feiern.
Dann war der Gottesdienst fast zu ende, aber die Freiwilligen mussten sich noch vorstellen. Wer man ist, woher man kommt, wie groß die Familie ist (Das ist wichtig, damit Neuguinis den Wert einer Person abschätzen können.), wie lange man in Neuguinea ist und wann man nach Hause fliegt und am besten ist man noch über froh in diesem schönem und fröhlichem Dorf zu sein.
Dann wurden wir drei Weiße kaum noch losgelassen. Erst waren wir nur weiße, die zu Besuch kamen und dazu Pidgen sprechen konnten, dann auch noch Freiwillige, die sind hier gerne gesehen. Wir bekamen Gemüse und Obst geschenkt und wurden wie Selbstverständlich zum großem Mumu eingeladen.
Mir wurde der Trubel etwas zu viel und habe dann mit den Männern des Dorfes geplaudert und mich nach den Feuermethoden erkundigt, als alter Pfadfinder musste das sein.
Feuermachen wie for tausenden von Jahren
Hier benutzt man einen gespaltenen Stock und eine Bambusschnur die man wie eine Bandsäge daran reibt. Gebettet auf Zunder macht diese Methode nach einer Minute schon eine Glut die reicht um Feuer oder Zigaretten anzuzünden. Ich durfte auch probieren. Ich brauchte zwei Bambusschnüre, aber dann hatte ich auch nach erstaunlicherweise kurzer Zeit meine Glut. Das „Feuerzeug“ durfte ich behalten, wenn mir mal die Streichhölzer zu Hause in Goroka ausgehen sollten und der Gasherd nicht angeht, dann sollte ich das machen. Nett diese Neuguinis!
Dann ging ich noch bis zum großen Schlemmen im Dorf herum. Tanja wollte mir da folgen, aber sie wurde von Frauen zurück gehalten. Frauen sollten beim Essen bleiben und Geschichten erzählen. „ Yu stori!“ (Pdg.: Du erzählst.) Heißt es dann immer. Hier sind die Geschlechterrollen sehr klar verteilt! Frauen kochen, Männer machen Feuerholz, Frauenwaschen stromabwärts, Männer waschen Stromaufwärts, Kinder werden von Frauen erzogen bis 6 dann kommen sie ins Haus-Man oder Haus-Merie, wo sie sie Tradition, Jagdmethoden, Geschichten, Verhaltensweisen, Gesetze und Gebräuche des Stammes lernen.
Akker, Felder, Anbauflächen
Während der Tour bekam ich weiteres Gemüse geschenkt und sah die Riesigen Gärten des Dorfes. Selbst wenn andere Hungern hat dieses Dorf immer zu essen, da sie die größten Gärten haben, die ich in PNG je gesehen habe. Sie bauen nicht nur zum Eigenbedarf an, sondern exportieren auch an die Küste. An der Küste gibt es sehr begrenzt Gemüse, da der Boden zu sandig ist. Deshalb Exportiren die Highlands Gemüse an die Küste und verkaufen es dort teuer. Wenn in Goroka eine Karotte 10Teua kostet (3,75 €-Cent) dann kostet sie an der Küste 50Teua. Die Gewinnmaschen sind enorm bis zu mehreren hundert Prozent.
Dann wurde ich zum essen geholt. Mumu ist viel Kumu! (Mumu= gegahrtes Gemüse und Fleisch aus dem Erdofen, Kumu= Blatt- Gemüse jeder Art Brokoliblätter, Kürbisblätter, …) Wir als Missionare bekamen die Königsgäste Portion. Gastfreundschaft ist hier sehr Wichtig! Auch wenn man das Essen nicht aufessen kann, was gar nicht erwartet wird, bekommt man eine enorme Portion, die man am Ende weiter verschenkt. Ein sehr leckeres Mumu, mit Hühnchen und Schweineschwarte und gebackenen Bananen, Kockbananen, Kaukau und Kumu. Das Mumu kann auch schlechter sein, wenn das Fleisch von alten Hühnern kommt und sich wie eine Schuhsole isst und das Gemüse nicht gewürzt ist. Hier wurde mit Kokosmilch und Ingwer gewürzt und alles war sehr lecker.

Sehr viel zu Essen
Dann mussten wir bald wieder los, weil es schon später Nachmittag war. Ich hatte es gar nicht bemerkt, denn es war bewölkt. Zum abschied gab es wieder Gemüse und eine tolle Holzschale und ich bekam ein Bilum und eine Kap in Dorffarben ( Bilum= Umhängetasche). Dann stiegen noch 15 weitere Neuguinis in unseren Zehnsitzer-Landcriuser und so kuschlig überladen ging es die Berge hinunter.

Die Mudman habe ich heute nicht gesehen, aber es sind ja auch Geister, die nur gegen Geld oder auf der famosen Gorokashow auftreten (Bilder von ihnen im Blog bei der Gorokashow). Trotzdem toller Tag und wieder was fürs Leben gelernt!


Viel Gemüse, Dorffrauen und ich



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